Türkische Opposition: Protestieren so lange, bis Imamoglu frei ist

  27 März 2025    Gelesen: 215
  Türkische Opposition: Protestieren so lange, bis Imamoglu frei ist

Die Polizei in der Türkei geht hart gegen Demonstrierende vor, doch davon will sich die Opposition nicht einschüchtern lassen. Um den Istanbuler Bürgermeister aus der Haft zu bekommen, sollen die Proteste noch ausgeweitet werden.

Eine Woche nach dem Beginn der Demonstrationen in der Türkei gegen die Inhaftierung des populären Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu ruft die türkische Opposition zu einer Ausweitung der Proteste auf. "In jede Stadt, in die wir kommen, werden wir die größten Kundgebungen in ihrer Geschichte abhalten", sagte der Chef der Partei CHP, Özgür Özel, dem britischen Sender BBC. Die landesweiten Proteste würden auch eine sehr große Demonstration am Samstag in Istanbul umfassen.

Am Abend waren erneut Tausende Menschen in mehreren Großstädten auf die Straßen gegangen, auch wenn es diesmal keine zentrale Kundgebung gab. In Istanbul versammelten sich Studenten verschiedener Universitäten und zogen etwa im Stadtteil Kadiköy durch die Straßen, wie lokale Medien berichteten.

Özel sagte, die Proteste würden so lange fortgesetzt, bis entweder vorgezogene Präsidentschaftswahlen angesetzt würden oder Imamoglu aus dem Gefängnis entlassen werde. Mit der für Samstag geplanten Demo in Istanbul werde die Kampagne der Partei eröffnet, die sich dafür einsetze, dass Imamoglu bei den 2028 anstehenden Wahlen zum nächsten Präsidenten des Landes gewählt werde. Der Glaube an Imamoglu und an die Demokratie werde die Proteste größer und stärker machen.

Imamoglu gilt als Erdogans potenziell aussichtsreichster Herausforderer bei der für 2028 angesetzten Präsidentenwahl und wurde von der größten Oppositionspartei als Kandidat aufgestellt. Er war am 19. März unter Korruptions- und Terrorvorwürfen festgenommen und am Sonntag als Bürgermeister der Millionenmetropole Istanbul abgesetzt worden. Imamoglu selbst bestreitet alle Vorwürfe und wirft der Regierung vor, ihn mit den Ermittlungen politisch kaltstellen zu wollen.

Imamoglu soll in guter Verfassung sein

Seit der Verhaftung Imamoglus hat die Opposition Hunderttausende Menschen auf die Straße gebracht - so viele wie seit über einem Jahrzehnt nicht mehr. Die sogenannten Gezi-Proteste von 2013 hatten sich damals zunächst gegen ein Bauprojekt im Istanbuler Gezi-Park und später gegen die autoritäre Politik des damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gerichtet. Die Regierung sprach von einem Umsturzversuch und ließ die Proteste brutal niederschlagen.

Özel sagte, Imamoglu befinde sich im Silivri-Hochsicherheitsgefängnis bei Istanbul in Einzelhaft, sei aber in guter Verfassung und nicht misshandelt worden. Das Korruptionsverfahren gegen Imamoglu sei "eine Masche, um ihn zu diskreditieren". Imamoglu sei verhaftet worden, um zu verhindern, dass er der nächste Präsident der Türkei werde.

Seit Beginn der Proteste wurden laut dem türkischen Innenministerium mehr als 1.400 Menschen bei Demonstrationen festgenommen, von denen knapp 1.000 weiter in Gewahrsam sind. Unter den Verhafteten sind mehrere Journalisten, sieben sitzen wegen mutmaßlicher Teilnahme an verbotenen Veranstaltungen in Untersuchungshaft. "Diese Journalisten haben nur ihre Arbeit gemacht, sie haben vor Gericht nichts zu suchen und müssen unbedingt freigelassen werden", sagte der Chef der Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF), Thibaut Bruttin.

Quelle: ntv.de, ino/dpa


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