Elektroautos sind zu teuer und obendrein noch emotionslos? Stimmt nicht immer. Mit großem Engagement kämpft die Industrie gerade um kleine Preise und hat dafür viele elektrische Kleinwagen in der Preisklasse von 25.000 oder gar 20.000 Euro in Aussicht gestellt oder sogar bereits in den Handel gebracht. Und bevor jetzt jeder glaubt, das seien nur Sparbüchsen ohne Spaßfaktor, brezeln die Hersteller diese Bonsai-Stromer zu kleinen Bodybuildern auf.
Zwar sind das oft nur Studien, Showstars oder Einzelstücke, und wenn es mal für die Serienproduktion reicht, gehen die Preise durch die Decke. Doch zumindest erregen die kleinen Kraftmeier damit die nötige Aufmerksamkeit und lenken so den Blick auf ein Segment, in dem sich Wohl und Wehe der Elektromobilität entscheiden wird. Wir haben fünf Beispiele.
Hyundai Insteroid: Fantasievolles Powerplay
Schon in der Serie zählt der Hyundai Inster zu den pfiffigeren Kleinwagen, der mit charmantem Look und wandlungsfähigem Innenleben mindestens genauso viel Aufmerksamkeit erregt hat wie mit seinem Kampfpreis. Schließlich startet der Stromer - dann freilich eher frugal ausgestattet und mäßig motorisiert - bereits bei 23.900 Euro.
Doch in der Fantasie der Designer im europäischen Studio in Rüsselsheim beweist der koreanische Knirps jetzt noch andere Qualitäten und wird zum Bonsai-Boliden: Dafür haben sie dem bislang eher hoch aufragende Micro-SUV eine flache Rennkarosserie mit extremen Kotflügelverbreiterungen und riesigem Spoiler geschneidert.
Außerdem montieren die Koreaner extrabreite Slickreifen auf Aero-Felgen und eine Frontschürze, die fast am Asphalt kratzt. Innen haben sie alles ausgeräumt, was nicht wirklich nötig, und durch Schalensitze, Überrollkäfig und ein minimalistisches Cockpit ersetzt.
Nur von einem Upgrade für die mit maximal 115 PS und 150 km/h eher mäßige Antriebstechnik ist keine Rede. Aber das ist auch nicht nötig. Denn an eine Serienfertigung denken die Koreaner auch in ihren kühnsten Träumen nicht. Und trotzdem könnte der Insteroid womöglich bald ein paar rasante Runden drehen: Denn wenn die Designer sich tatsächlich von der Gaming-Welt haben inspirieren lassen, sollte zumindest eine virtuelle Version für Playstation & Co drin sein.
Opel Rocks e-xtreme: Rockt den Urban Jungle
Ebenfalls nur eine Fingerübung ist der Rocks e-xtreme - und der stammt nicht von den Opel-Designern selbst, sondern aus einem Wettbewerb mit Kunden und solchen, die es werden wollen. Die haben aus dem ansonsten eher schmächtigen Micro-Mobil einen wilden Hüpfer mit breiter Brust gemacht, der mit massiver Spurverbreiterung, außen angeschraubtem Überrollbügel und großem Flügel bereit ist für den Sturm durch den Urban Jungle.
Dabei hat er reichlich Kraft - zumindest gemessen am Serienmodell. Denn die Leistung wurde im Vergleich zum normalen Rocks Electric verdoppelt und liegt jetzt bei 12 kW Dauer- oder 18 kW Spitzenleistung. Zwar klingen 16 respektive 24 PS nicht nach viel, haben aber mit Leichtkraftwagen buchstäblich leichtes Spiel. Die Offroad-Reifen surren laut, die Würfelform sorgt für ein direktes Fahrgefühl, das geländetauglich-weiche Fahrwerk schluckt Unebenheiten locker weg, die Reifen kratzen in scharf gefahrenen Kurven über den Asphalt, der Aufbau neigt dann sich spürbar - selten haben sich 45 km/h so schnell angefüllt und selten hat so ein Microauto derart großen Spaß gemacht.
Leider haben sich davon die Kostenkiller und Erbsenzähler bei Stellantis nicht anstecken und die Zulassungsbehörden nicht überzeugen lassen, weshalb der e-xtreme ein Einzelstück bleibt. Doch zumindest eine Mission hat er erfüllt - und ein bisschen mehr Aufmerksamkeit auf eine Modellreihe gelenkt, die unter den Opel-Kunden so recht niemand auf dem Radar hat.
VW ID.GTI: Zwischen Wunsch und Wirklichkeit
Zwar wartet alle Welt auf die elektrische Rückkehr des Volkswagens und setzt deshalb große Hoffnungen in den ID.2, mit dem die Niedersachsen den Einstieg in die neue Zeit ab kommendem Jahr auf 25.000 Euro drücken wollen. Doch der elektrische Enkel des Golf ist noch gar nicht im Handel, da drehen sie in Wolfsburg das Rad schon weiter und machen daraus - das Original lässt nach genau 50 Jahren grüßen - einen GTI.
Noch gilt der elektrische Kleinwagen mit den dick aufgeblasenen Backen und den typischen GTI-Insignien zwar nur als Studie und so richtig viel davon gehört hat man seit der Premiere auf der IAA im September 2023 auch nicht mehr. Doch lässt bei VW keiner Zweifel daran, dass der ID.GTI so oder so ähnlich in Serie geht und die GTI-Geschichte glaubhaft fortschreiben will.
Und auch wenn es noch keine technischen Details gibt, braucht man nicht viel Fantasie dafür, dass der erste echte GTI für die Generation E deutlich mehr Leistung haben und besser sprinten wird als das Original von 1975 - selbst wenn er mehr als doppelt so viel wiegen wird.
Renault R5 Turbo3E: Asterix und das elektrische Elixier
Er ist zwar der wahrscheinlich abgedrehteste aller elektrischen Kleinwagen und lässt selbst den Insteroid noch halbwegs brav und bieder aussehen. Doch weil sie bei Renault - im positivsten Sinne - manchmal eine Schraube locker haben und Fünfe gerne grade sein lassen, bekommt der legendäre R5 Turbo jetzt einen elektrischen Nachfolger. Denn während das Basismodell gerade als charmante Neuinterpretation eines Klassikers und zugleich als bezahlbares Alltagsauto für die Generation E gerühmt wird, wecken die Franzosen Erinnerungen an den legendären Kraftmeier das 1980er und schlagen 55 Jahre später mit dem R5 Turbo3E wieder über die Stränge.
Dafür haben sie in Paris eine neue Plattform entwickelt, die Platz für eine 70 kWh große Batterie bietet und mit zwei E-Motoren auf 540 PS kommt. Darüber stülpen sie eine mit 4,08 Metern Länge etwas gewachsene Karosserie mit besonders bulligem Design. Und da der analog zum Premierenjahr auf 1980 Exemplare limitierte Turbo 3E die Erwartungen nicht enttäuschen soll, beschleunigt er in weniger als 3,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 und schafft auf der Rennstrecke bis zu 270 km/h.
Aber der R5 will nicht nur beim Fahren schnell sein: Wenn der Akku nach 400 Norm-Kilometern leer ist, profitiert er von der ersten 800-Volt-Architektur der Franzosen und lädt mit bis zu 350 kW. Natürlich hat all das seinen Preis, bei dem Renault ebenfalls mit großen Zahlen arbeitet. Denn den Luxus, solch ein irres Konzept in Serie zu bauen, lassen sich die Franzosen dem Vernehmen nach mit rund 100.000 Euro bezahlen. Gemessen am Original ist das allerdings immer noch ein Schnäppchen, wird das aktuell doch mit mehr als 200.000 Euro gehandelt
Mini Cooper JCW: Elektrische Muskelspiele
Eine Überraschung ist das nicht. Denn seit BMW bei Mini das Sagen hat, spielt John Cooper Works als traditionelle Top-Version bei den britischen Ablegern der Bayern eine große Rolle. Deshalb ist es nur konsequent, dass jetzt auch die E-Modelle zum Bodybuilding gehen und künftig die Modellpalette von Cooper und Aceman krönen. Wo bislang bei 218 PS Schluss war, gibt es deshalb neben ein bisschen mehr Würze fürs Design und ein strammeres Fahrwerk jetzt 258 PS, die sich kurzfristig sogar auf knapp 300 PS steigern lassen.
Das reicht für eine Go-Kart-ähnliche Beschleunigung, so dass von 0 auf 100 km/h im besten Fall 5,9 Sekunden vergehen. Und statt bei bestenfalls 170 km/h den Stecker zu ziehen, bekommt der kleine Kraftmeier Auslauf bis 200 km/h. Allerdings hat die Verwegenheit auch hier ihren Preis: Der Mini JCW ist mit 40.650 Euro rund 2000 Euro teurer als das bisherige Top-Modell und für den Aceman auf Anabolika werden mindestens 43.150 Euro fällig.
Quelle: ntv.de, Benjamin Bessinger, sp-x
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