So fliegt man am günstigsten

  05 Mai 2016    Gelesen: 780
So fliegt man am günstigsten
Günstige Flüge findet man am ehesten über Flugsuchmaschinen im Netz. Doch längst nicht jede liefert zuverlässige Ergebnisse, warnt Hermann-Josef Tenhagen. Außerdem erklärt der "Finanztip"-Chef, wie man sich am einfachsten Geld von der Airline zurückholt.
Wenn man günstig fliegen will, sind Flugsuchmaschinen eine große Hilfe. Man sollte ja meinen, es macht keinen großen Unterschied, welche man nimmt. Hermann-Josef Tenhagen sagt: Doch, macht es. Außerdem erklärt der "Finanztip"-Chef, wie man sich am einfachsten Geld von der Airline zurückholt.

Sie haben sich Flug-Vergleichsportale angeschaut. Welche denn genau und mit welchem Ergebnis?

Wir haben uns sieben wichtige Meta-Suchmaschinen angeguckt und haben nur zwei gefunden, die uns richtig überzeugt haben: idealo.de und Kayak. Zum einen haben sie für unsere zehn Beispielverbindungen meistens die besten Preise herausgefiltert. Andere Anbieter haben die günstigsten Flüge auf den angefragten Strecken manchmal gar nicht gefunden. Von Hamburg nach Stockholm zum Beispiel kam man bei idealo für 177 Euro. Swoodoo hat als günstigstes Angebot einen Flug für 475 Euro gefunden.

Zum anderen kommt es bei manchen Portalen immer wieder vor, dass sich der angegebene Preis im Buchungsverlauf deutlich erhöht. Dafür gibt es zwar technische Erklärungen, aber als Kunde will man eben, dass das Ganze funktioniert. Bei unseren Testsiegern waren die Endpreise nur minimal höher als am Anfang angezeigt. Erfreulich ist, dass sich alle Portale im Test ganz gut bedienen ließen. Die Flugdauer oder die maximale Zahl der Zwischenstopps lassen sich fast immer einstellen.

Worauf sollte man sonst noch achten, wenn man Flüge online sucht?

Die Portale verkaufen einem gern noch eine Versicherung dazu. Da muss man dann aufpassen, dass man nicht versehentlich noch ein Häkchen setzt und eine Reiserücktrittsversicherung abschließt, die in vielen Fällen unnötig oder zu teuer ist. Wenn man so eine Police braucht, schließt man die besser separat ab.

Macht es Sinn, nicht über das Flugportal zu buchen, sondern über die Airline direkt?

Preismäßig gibt es oft eigentlich kaum Unterschiede, schließlich zeigen die Suchmaschinen ja auch aktuelle Preise der Fluglinien an. Wenn es das gleiche kostet, ist es aber oft praktischer, direkt über die Airline zu buchen, wegen der Serviceangebote. Wenn man zum Beispiel umbuchen muss oder später noch Sondergepäck aufgeben will, läuft das womöglich einfacher über die jeweilige Fluggesellschaft.

Egal auf welchem Weg man einen Flug gebucht hat, bei größeren Verspätungen gibt es Entschädigung. Auch damit hat sich "Finanztip" gerade befasst.

Genau. Bei Flügen, die in EU-Ländern gestartet und/oder gelandet sind, kann man Entschädigung verlangen, wenn man mindestens drei Stunden später gelandet ist als geplant. Die Sätze sind pauschal festgelegt: Bei Strecken bis zu 1500 Kilometern gibt es 250 Euro, bis 3500 Kilometer sind es 400 Euro. Und bei Strecken von mehr als 3500 kann man 600 Euro herausholen.

Die Fluggesellschaften zahlen nicht von sich aus, man muss sich schon selbst melden. Bei "Finanztip" haben wir dafür ein Musterschreiben. Das Problem: Die Ansprüche hat man zwar auf dem Papier, aber die Fluggesellschaften stellen sich auch gerne mal quer und berufen sich auf außergewöhnliche Umstände, also höhere Gewalt. Man kann sich dann an die Schlichtungsstelle SÖP wenden, damit die vermittelt. Meistens klappt das auch.

Man kann sich auch selbst einen Anwalt nehmen. Den muss die Airline dann auch bezahlen, wenn man am Ende Recht bekommt. Alternativ geht man den Weg über ein Fluggasthelfer-Portal. Davon gibt es mittlerweile eine ganze Reihe. Zehn davon haben wir und angeschaut.

Wie funktionieren diese Portale?

Man gibt seine Flugdaten auf der jeweiligen Seite ein. Dann stellt man dem Unternehmen eine Vollmacht aus, damit es tätig werden kann. Das Portal prüft dann, ob die Ansprüche realistisch sind. Dafür greift es auf Datenbanken mit Urteilen und Wetterdaten zurück. Wenn es gute Chancen sieht, wird es anbieten, den Fall zu übernehmen. Meist kommt es gar nicht zum Prozess, sondern es reicht ein außergerichtliches Mahnverfahren. Wenn die Firma erfolgreich ist, behält sie 25 bis 30 Prozent der Entschädigungssumme.

Bei 200 Euro sind das ja schon 50 oder 60 Euro, gar nicht so wenig.

Ja, aber dafür kann man als Kunde auch sicher sein, dass man nicht auf irgendwelchen Kosten sitzen bleibt. Für alle, die kein finanzielles Risiko eingehen wollen, ist das schon praktisch. Und es hat ja auch nicht jeder Lust, sich nach Feierabend Schriftwechsel mit der Airline zu liefern, statt mit den Kindern Mikado zu spielen.

Welche Portale kann "Finanztip" empfehlen?

Uns haben EUClaim und Fairplane am meisten überzeugt. EUClaim ist am günstigsten und sehr transparent. Fairplane ist ein Prozessfinanzierer, der auch mal bis vor den EuGH zieht, um Kunden zu ihrem Recht zu verhelfen. Empfehlen können wir auch flug-verspätet.de, Flightright und refund.me.

Ein Sonderfall sind Unternehmen, die eine Sofortzahlung anbieten. Dann gibt es innerhalb von 24 oder 48 Stunden Geld, unabhängig davon, ob die Firma die Forderung am Ende durchsetzen kann. Das kostet die Kunden natürlich etwas mehr. EUFlight - das ist der Anbieter, den wir hier am besten fanden - berechnet gut 41 Prozent. Bei 600 Euro sind das 250 Euro. Wenn man schnell Geld braucht, ist das eine sinnvolle Lösung. Ansonsten sollte man auf die 100 Euro mehr schon warten können.

Tags:  


Newsticker