Schotten, Waliser und Nordiren wählen am Donnerstag neue Regionalparlamente. Und entgegen den Aussagen des Labour-Chefs sagen Umfragen der Partei eine massive Wahlniederlage voraus. Von einem "Blutbad" ist in britischen Medien die Rede und dem schlechtesten Wahlergebnis seit Jahrzehnten.
Ausreißer London
Einzig in London dürfte die Arbeiterpartei wohl einen klaren Erfolg feiern. Der amtierende Bürgermeister, Tory-Raubein Boris Johnson, tritt nach acht Jahren Amtszeit nicht wieder an. Um seine Nachfolge konkurrieren der 45 Jahre alte Labour-Mann Sadiq Khan und der 41-jährige Tory Zac Goldsmith.
Der pakistanischstämmige Khan hat die Nase dabei bislang deutlich vorn. Khan ist der Sohn eines Busfahrers und einer Näherin, wuchs in einem Londoner Sozialbau auf und war vor seiner politischen Laufbahn als Menschenrechtsanwalt tätig. Sein Gegner Zac Goldsmith könnte kaum unterschiedlicher sein. Der Milliardenerbe besuchte (wie Premierminister David Cameron) das Elite-College Eton, anschließend das Cambridge Centre for Sixth-form Studies. Seit 2010 ist er Abgeordneter im britischen Unterhaus (bei der BBC finden sich Kurzporträts aller Londoner Bürgermeisterkandidaten).
Dem Großteil der Londoner scheint nun offenbar Khan, der die Härten des Lebens aus eigener Erfahrung kennt, fähiger, die anstehenden Probleme der Metropole lösen als sein Konkurrent, vor allem das Problem der ausufernden Miet- und Immobilienpreise.
London Mayor Boris Johnson prepares to speak to the media in front of his home in London
Hinzu kommt, dass Khan wie die Mehrheit der Londoner für einen Verbleib Großbritanniens in der EU ist, während Goldsmith sich für einen "Brexit" ausspricht. Das am 23. Juni anstehende EU-Referendum spielt bei den Kommunal- und Regionalwahlen zwar offiziell keine Rolle, doch erhoffen sich Beobachter aus dem Wahlergebnis zumindest Hinweise darauf, wie es um die Austrittswilligkeit der Briten bestellt ist.
Die Position Khans war bislang so stark, dass selbst der mit harten, ja durchaus schmutzigen Bandagen geführte Wahlkampf seines Gegners ihm nichts anhaben konnte. So versuchte Goldsmith mehrfach, den Muslim Khan in die Nähe von islamistischen Extremisten zu rücken. "Werden wir die großartigste Stadt der Welt tatsächlich an eine Labour-Partei übergeben, die Terroristen für Freunde hält?", prangt beispielsweise über einem Gastbeitrag, den Goldsmith am Wochenende in der Mail on Sunday veröffentlichte.
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