Syrische Regierung bestreitet Luftangriff auf Flüchtlingslager

  06 Mai 2016    Gelesen: 565
Syrische Regierung bestreitet Luftangriff auf Flüchtlingslager
Die Opposition macht die Regierung für das Bombardement des Spitals mit etwa 30 Toten verantwortlich. Die UNO spricht von einem möglichen Kriegsverbrechen.

Das syrische Regime hat jede Verantwortung für den Luftangriff auf ein Flüchtlingslager im Nordwesten des Landes mit rund 30 Toten zurückgewiesen. Entsprechende Meldungen "tendenziöser Medien" seien nicht richtig, erklärte die Armeeführung am Freitag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Sana.

Vielmehr gebe es Informationen, dass "Terrororganisationen" in letzter Zeit absichtlich zivile Ziele attackiert hätten. Regimegegner hatten zuvor Kräfte der Regierung für den Angriff am Donnerstag verantwortlich gemacht. Dieser stelle einen "eklatanten Verstoß" gegen internationale Konventionen dar, erklärte das Exil-Oppositionsbündnis Syrische Nationale Koalition.

Das Lager liegt 30 km von Aleppo entfernt in der Provinz Idlib, die bisher im wesentlichen von der syrischen Luftwaffe und ihrem engen Verbündeten Russland angegriffen wurde. Die US-geführte internationale Koalition ist normalerweise weiter im Osten des Landes gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) im Einsatz. Die Rebellen in Syrien besitzen keine Luftwaffe.

Opposition macht Regierung verantwortlich

Unter den Toten im Flüchtlingslager seien Frauen und Kinder, sagte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Es sei zu befürchten, dass die Opferzahl noch steigen werde. Der Chef der Organisation, Rami Abdel Rahman, sprach von rund 50 Verletzten. Alle Opfer seien Zivilisten. Keine Angaben machte Rahman zu den möglichen Angreifern. Die Beobachtungsstelle stützt sich auf ein Netz von Informanten in Syrien, ihre Angaben sind von unabhängiger Seite kaum überprüfbar.

Die Provinz Idlib ist eine Hochburg des Terrornetzwerks al-Qaida. Sie wird von de deren Ableger, der al-Nusra-Front und verschiedenen verbündeten Rebellengruppen kontrolliert. Al-Nusra sowie die Extremistenmiliz "Islamischer Staat" sind explizit von der Waffenruhe ausgenommen.

Der Chef der in Aleppo ansässigen und den Rebellen nahestehenden Nachrichtenagentur Shahba, Mamun al-Khatib, machte die syrischen Streitkräfte für die Angriffe verantwortlich. Zwei Kampfjets der Luftwaffe hätten vier Raketen auf das Lager abgefeuert, sagte al-Khatib. Zwei Raketen seien nahe dem Camp eingeschlagen und hätten eine Panik ausgelöst; zwei weitere hätten das Lager direkt getroffen, mehrere Zelte hätten Feuer gefangen. In sozialen Onlinenetzwerken verbreitete Aufnahmen zeigten Helfer bei dem Versuch, brennende Zelte zu löschen.

UNO verurteilt Vorfall

Die Vereinten Nationen haben den verheerenden Luftangriff auf ein Flüchtlingslager in Nordsyrien mit rund 30 Toten scharf verurteilt. Falls das Camp bewusst als Ziel ausgesucht worden sei, könnte es sich um ein Kriegsverbrechen handeln, hieß es in einer Stellungnahme des UN-Nothilfekoordinators Stephen O`Brien am Donnerstag (Ortszeit).

Die Sicherheitsberaterin von US-Präsident Barack Obama, Susan Rice, äußerte sich schockiert und erklärte, für einen solchen Angriff auf Zivilisten gebe es keine Rechtfertigung. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini sprach von einer schweren Verletzung humanitären Völkerrechts.

UN will Vorfall untersuchen

Der UN-Nothilfekoordinator forderte eine unabhängige Untersuchung des Vorfalls. "Anhaltende Kämpfe und Luftangriffe bedeuten, dass wehrlose, verängstigte Kinder, Frauen und Männer keinen Zufluchtsort haben", mahnte O`Brien. Mogherini und der EU-Kommissar für Humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, forderten alle Konfliktparteien auf, Zivilisten und zivile Einrichtungen wie Schulen und Kliniken zu schützen.

Insgesamt sind seit Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien vor mehr als fünf Jahren nach UN-Angaben rund 400.000 Menschen ums Leben gekommen. Millionen wurden aus ihrer Heimat vertrieben.

Quelle: Reuters

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