Ein Prince wird zum König

  08 Mai 2016    Gelesen: 700
Ein Prince wird zum König
Das TV-Volk hat entschieden: Deutschland hat einen neuen regierenden Superstar. Der hat weder lange Rastazöpfe noch blonde Bonnie Tyler-Locken. Na? Wer isses? Richtig. Der Prince hat das Ding gerockt.
Wer in diesen Stunden mit Superlativen nur so bombardiert wird, der sitzt entweder mit freudetrunkenen Bayern-Fans im Bierzelt oder aber er verfolgt das Finale von "Deutschland sucht den Superstar" vor dem heimischen TV-Gerät. Der einzige Unterschied: Bei Letzterem schießt es schon beim Warmlaufen aus allen Rohren.

Die Pyrotechniker und Lightshow-Verantwortlichen im Düsseldorfer ISS Dome haben noch nicht mal alle Kabel und Drähte richtig miteinander verbunden, da schallen schon Sätze durch das weite Rund der Location wie „Herzlich willkommen zur erfolgreichsten Musikshow des Planeten!“, „Wir begrüßen sie beim größten Finale aller Zeiten!“ und „Freuen sie sich auf drei Top-Juroren hinter dem längsten Jury-Tresen der Welt!“. Die 13.000 Zuschauer vor Ort sind folgerichtig auch sofort Feuer und Flamme. Und die Herren der Technik natürlich auch. Es zischt, pufft und pengt aus allen Ecken der Halle. Und mittendrin erhebt sich ein feuerbetriebenes Raumschiff aus Stahl und Kunststoff in Richtung Decke. Der Insasse bleibt indes am Boden. Sein Name: Dieter Bohlen: Mastermind und Lenker des TV-Formats, das am heutigen Abend seinen 13. König krönt.

Alles ist angerichtet: Die Juroren reiben sich genüsslich die Hände, Moderator Oliver Geissen schaltet in den Telefonnummern-Modus und die drei Finalisten Laura, Thomas und Prince scharren bereits wie wilde Rennpferde vor dem Startgong mit den Hufen.

Tam Tam und Pufpuff machen den Unterschied

Laura darf als erste aus der „Box“. In schneeweißer Cowgirl-Garderobe galoppiert Fräulein Antje zu den Klängen von Dolly Partons „9 To 5“ über die Bühne. Lupenreiner Saloon-Country? Warum nicht? Das diesjährige DSDS-Motto heißt schließlich „No Limits“. Alles ist erlaubt. So auch tiefenentspannter Reggae. Den hat natürlich Rasta-Nerd Thomas im Gepäck. Mit seiner Version des 10cc-Hits „Dreadlock Holidays“ groovt sich der Leipziger nicht nur in die Herzen aller Offbeat-Fans in der Halle. Auch die Jury ist begeistert: „Du passt in kein Raster“, bringt es Herr Bohlen mit einem luschtigen Wortspiel auf den Punkt. Nur Michelle hat mal wieder was zu Nörgeln. Mit filzigem Reggae hat’s die Schlager-Queen einfach nicht so. Da fehlt es ihr an Tamtam und Puffpuff. Damit kann aber Prince Damien aufwarten. Der aufgedrehte Show-Duracell-Hase mit dem Over-the-Top-Syndrom zieht im glänzenden Stachel-Jacket und mit einrasiertem DSDS-Logo auf dem Kopf mal wieder alle Entertainment-Register. Da wird sogar James Bays Kuschelnummer „Let It Go“ zum Spektakel.

Mit seiner pompösen Selbstinszenierung festigt der fleischgewordene „Lieferservice“ (O-Ton Dieter Bohlen) bereits früh seinen Status als Final-Favorit. Allerdings hat das Halbfinale vor einer Woche gezeigt: Am Ende lachen nicht zwingend die, die am dicksten auftragen. Das Zünglein an der Waage ist der Zuschauer daheim. Der entscheidet, wer von den Kandidaten sich letztlich über den Superstar-Titel, einen Plattenvertrag und einen Scheck über 500.000 Euro freuen darf.

Menderez wartet schon

Nach der ersten Träller-Runde ist man sich als stiller Beobachter des Ganzen unsicher. Den Vogel so richtig abgeschossen hat irgendwie noch keiner. Und beschäftigt man sich mit den Idol-Träumen der Auserwählten, wird einem schon fast angst und bange. Da kuschelt die quiekende Laura mit Sylvie Meis, während Thomas im GZSZ-Studio zum Fanboy mutiert. Und Prince? Der bucht kein Ticket nach Las Vegas, sondern verbringt einen Schlagerabend mit DJ Ötzi und Florian Silbereisen. Puuuuh! Egal. Schwamm drüber. Was zählt, ist die Performance. Und wenn die knallt, dann darf der neue DSDS-Champ auch gerne…seltsame Träume haben. Bei Thomas knallt allerdings nicht mehr allzu viel. Der Final-Outsider ist der Erste, der die Koffer vorzeitig packen muss. Da waren es nur noch zwei.

Bevor Laura und Prince allerdings ihre letzten musikalischen Asse aus den Ärmeln schütteln, bekommen noch einige Casting-Granaten der diesjährigen Staffel ihre drei Minuten TV-Ruhm. Es folgen grenzwertige Schlager-Dudeleien, Silikon-Sounds aus der Porno-Fankurve und Is-mir-egal-Genäsel aus der Berliner U-Bahn. Dagegen klingt Bohlens Siegertitel „Glücksmoment“ fast schon Grammy-verdächtig.

Und wer darf sich mit dem dreiminütigen Synthie-Bumtschak-Feuerwerk aus der Feder des Erfolgsproduzenten demnächst durch die TV-Landschaft der Republik singen? Natürlich. Der Prince! Der ist jetzt König von Deutschland. Zumindest ein Jahr lang. Dann geht der ganze Spaß ja wieder von vorne los. Und Menderez ist dann auch wieder mit von der Partie. Hat er uns allen vor laufender Kamera versprochen. Herrlich. Ich zähle schon die Tage…

Quelle: n-tv.de

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