Mathe-Dozent verliert Lehraufträge nach Islamhetze im Netz

  27 Mai 2016    Gelesen: 617
Mathe-Dozent verliert Lehraufträge nach Islamhetze im Netz
Ein Berliner Privat-Dozent verbreitet im Internet diskriminierende Thesen; im Unterricht sind Studenten entsetzt über islamkritische Aufgaben. Nach einem Medienbericht schreiten zwei Hochschulen ein.
Eklat an zwei Berliner Hochschulen: Nachdem ein Privatdozent im Internet gegen Muslime hetzte und in seinem Statistikkurs fragwürdige Aufgaben stellte, entzogen ihm die Leitungen der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) sowie die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) die Lehraufträge. Der Diplom-Mathematiker Wolfgang Hebold habe "diskriminierende, fremden- und frauenfeindlichen Foren-Einträge" veröffentlicht, so die HWR in einem öffentlichen Statement.

Aufgedeckt hatte den Skandal jedoch nicht eine der Hochschulen, sondern offenbar erst ein Bericht des Berliner RBB. Darin wurde Hebold mit Vorwürfen nach Recherche des Senders konfrontiert, auf die er jedoch wenig einsichtig reagierte. Der Sender hatte zuvor von einem Studenten erfahren, dass Hebold islamkritische und diskriminierende Aufgaben in seinen Seminaren stellte.

"Wir sollten berechnen, welcher statistische Zusammenhang zwischen der Anzahl von Terroranschlägen und dem Anteil von Muslimen in der Bevölkerung besteht", wird ein Student vom RBB zitiert. Auch Genitalverstümmelung in Ägypten sollte in einen Zusammenhang zum muslimischen Bevölkerungsanteil gesetzt werden.

"Vom RBB bösartig verdreht" worden

Hebold zeigte im Gespräch mit dem Rundfunksender kein Verständnis für die Empörung seines Studenten. Statistik habe eben nicht nur mit Zahlen zu tun, wird der Hochschullehrer zitiert. Man könne aber auch Beispiele heranziehen, die "im Alltag relevanter" seien und mit Politik zu tun hätten, erklärte er und verwies auf das Recht zur freien Meinungsäußerung.

"Ich habe das Gefühl, dass das, was ich sagen wollte, vom RBB bösartig verdreht wurde", sagte er dem "Tagesspiegel" am Donnerstag. Verschiedene Einträge, die ihm nun zur Last gelegt werden, würden gar nicht von ihm stammen. "Ich bin antiislamisch wie ich auch antikommunistisch und antifaschistisch bin. Der politische Islam ist ein Problem, aber ich bin nicht rassistisch", so Hebold gegenüber der Zeitung.

Dabei sind die diskriminierenden Aufgaben in seinem Unterricht nur ein Teil der Vorwürfe. Laut RBB-Recherche veröffentlicht Hebold auf seiner privaten Website regelmäßig ausländerfeindliche Statements und Kommentare, besonders gegen den Islam und Muslime, die er als "Muselmanen" oder "Mossis" bezeichnet.

Das alles spielte sich auf seiner eigenen Website in der Rubrik "Blog" ab, der den Titel "Die Verheerung Europas" trägt und sich der "Islamisierung, Verschuldung, ethischer Verwahrlosung und Verdummung durch Medien und Politik" widmet. Einige seiner Kommentare wurden nach dem Bericht jedoch inzwischen entfernt, viele Statements sind jedoch noch nachzulesen.

Meinungsäußerung als Privatsache? Keineswegs, denn Hebolds Studenten wurden gezielt auf seine Website gelenkt, auf deren Startseite er neben dem Menüpunkt "Blog" auch Informationen über "Skripte" und "Schulungen" anbietet.

Gegenüber dem RBB rechtfertigte Hebold seine umstrittene Arbeits- und Denkweise. "Damit legen Sie irgendwie in den Raum, als dürfte man als Dozent auf keinen Fall irgendwo irgendeine Äußerung machen, die irgendein Student als verletzend empfinden könnte."

Hebold unterrichtete laut Hochschulangaben seit 2011 an der HWR Berlin die Module Statistik und Datenbanken. Es habe zu keinem Zeitpunkt Auffälligkeiten gegeben, so die Hochschule. An der HTW wurde das Profil des Dozenten inzwischen gelöscht.

Quelle : welt.de

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