Die französische Justiz bestätigt, dass ein mutmaßliches IS-Mitglied der Pariser Polizei die Pläne für einen Anschlag in Düsseldorf offenbart hatte. Der 28-jährige Syrer Saleh A. hat sich demnach am 1. Februar freiwillig auf einem Kommissariat im Viertel La Goutte d`Or gemeldet. Der Verdächtige habe gesagt, dass er "Informationen über eine Schläferzelle" habe, die bereit sei, "in Deutschland zuzuschlagen". Er sei zunächst in Gewahrsam genommen und mehrfach von Anti-Terror-Experten verhört worden. Dann wurde er der "kriminellen Vereinigung in Zusammenhang mit einer terroristischen kriminellen Unternehmung" beschuldigt und in Untersuchungshaft genommen. Deutschland hat unterdessen seine Auslieferung beantragt.
Die Aussagen des Mannes hätten zu Ermittlungen gemeinsam mit den deutschen Sicherheitsbehörden geführt, die erfolgreich gewesen seien, hieß es weiter. So hätten die drei weiteren Verdächtigen in Deutschland gefasst werden können.
Der Syrer A. soll den Angaben zufolge zunächst mit Oppositionstruppen gegen Machthaber Baschar al-Assad gekämpft haben, bevor er sich "verschiedenen dschihadistischen Bewegungen" anschloss. Nachdem A. erst Gefangener des IS gewesen sei, sei er dann Mitglied der Miliz geworden.
Der Verdächtige kam demnach mit einer zweiten Person über die sogenannte Balkan-Route nach Europa. Derzeit versuchen die Ermittler unter anderem herauszufinden, warum er sich in Frankreich befand. Derzeit gebe es keinen Zusammenhang zwischen "dieser Schläferzelle" und dem französisch-belgischen Netzwerk, das hinter den Anschlägen von Paris und Brüssel vom 13. November und 22. März stecke.
Zusammenarbeit muss verbessert werden
Der Innenexperte der Unionsfraktion im Bundestag, Stephan Mayer, sieht angesichts der Bedrohungslage weiteren Handlungsbedarf des Gesetzgebers. In der kommenden Woche werde daher im Bundestag in erster Lesung über einen besseren Informationsaustausch der Sicherheitsbehörden abgestimmt, so der CSU-Politiker. "Leider können wir auch bei uns einen großen terroristischen Anschlag nicht ausschließen, denn auch unser Land steht im Fadenkreuz des IS", sagte Mayer dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Im Bundesinnenministerium hieß es lediglich, die Gefährdungslage sei "unverändert" hoch.
Nicht unter Generalverdacht stellen
Der Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, warnt angesichts der jüngsten Anschlagspläne auf die Düsseldorfer Innenstadt davor, Flüchtlinge unter Generalverdacht zu stellen. Es sei ganz offensichtlich die Strategie des IS, Flüchtlinge zu diskreditieren, indem die Terrororganisation eigene Leute als Asylbewerber nach Europa einschleuse, sagte Wendt.
Die Terrororganisation tue es, um gezielt Flüchtlinge in Misskredit zu bringen und Ängste vor ihnen zu schüren. "Dem muss man entschieden entgegentreten." Es wäre furchtbar, den Menschen, die in Deutschland Schutz suchten, pauschal Terrorabsichten zu unterstellen. Wendt sagte, er könne auch die rechtspopulistische AfD nur davor warnen, den aktuellen Fall zu nutzen, um daraus politisch Kapital zu schlagen.
Die Syrer waren gestern in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Baden-Württemberg festgenommen worden. Nach Angaben der Bundesanwaltschaft in Karlsruhe sitzt ein vierter Mann in Frankreich in U-Haft. Die Männer sollen den Anschlag im Auftrag der IS-Führungsebene geplant haben. Wie weit die Anschlagsplanungen fortgeschritten waren, müssen die Behörden erst noch ermitteln.
Quelle: n-tv.de
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