Von offizieller Seite gab es zunächst keine Reaktion. Doch sprach der ehemalige Aussenminister Mevlüt Cavusoglu von einem Präzedenzfall für die Meinungsfreiheit hinsichtlich der Völkermord-Vorwürfe. Die Türkei lehnt es bis heute ab, den Massenmord an den Armeniern als Völkermord anzuerkennen. Zwar gibt es heute darüber Debatten im Land, es gibt Publikationen, und am Jahrestag finden regelmässig Gedenkveranstaltungen statt. Dazu hat auch die Politik des heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beigetragen. Aber auch Erdogan ist bis anhin nur bereit, ganz allgemein von schrecklichen Ereignissen zu sprechen, die vor einem Jahrhundert alle Menschen, Türken oder eben Armenier, erlitten hätten.
Perincek ist nicht einmal dazu bereit. Er spricht weiterhin von der «Genozid-Lüge». Politisch ist er zwar eine Randfigur; seine Vaterlandspartei kam bei der letzten Wahl auf nicht einmal ein Prozent. Trotzdem ist er eine bekannte Grösse im Land. Viele erinnern sich daran, dass Perincek in den siebziger Jahren der Chef von linken Parteien war und erst sehr viel später ins rechtsnationalistische Lager wechselte. Wenn er seine Verschwörungstheorien verbreitet, findet er damit auch jenseits seiner eigenen Anhängerschaft Gehör. Diese sah das Urteil als Bestätigung dafür, dass sie künftig noch lauter als bis anhin von der «Völkermord-Lüge» reden kann. Ähnlich wie Perincek sprachen Nationalisten in sozialen Netzwerken von einem Sieg für die Türkei und dem Kampf für die Unabhängigkeit des Landes.
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