So unschweizerisch sind die SMI-Konzerne

  16 Oktober 2015    Gelesen: 660
So unschweizerisch sind die SMI-Konzerne
Die SMI-Konzerne sind Symbole für die Schweiz und ihre Wirtschaftskraft. Doch wie schweizerisch sind die zwanzig grössten Unternehmen, gemessen an Mitarbeitern, Umsatz und CEO, überhaupt noch?
Der Swiss-Market-Index (SMI) ist das Aushängeschild des Schweizer Aktienmarktes. Doch das eidgenössische Leitbarometer spiegelt noch weniger als führende Aktienindizes anderer Länder die heimische Wirtschaft. Typischerweise repräsentiert der Leitindex eines Landes die grossen Konzerne und die daraus resultierende Branchenstruktur. Diese Barometer sind daher oft generell kein gutes Bild der Wirtschaft eines Staates. Beim zwanzig Unternehmen umfassenden SMI ist dies besonders ausgeprägt. Wohl kaum ein anderer Index weist eine solch hohe Internationalität auf.

Swisscom als Solitär

Mit Swisscom gibt es nur noch ein Unternehmen im SMI, das die Mehrheit des Umsatzes in der Schweiz erwirtschaftet, wobei sich die Bank Julius Bär ausserstande sieht, diese Zahlen herauszufinden. Dagegen gibt es elf Konzerne, die lediglich einen Umsatz von 2,5% oder weniger in der Schweiz erzielen. Im ungewichteten Durchschnitt erwirtschaften die SMI-Konzerne in der Schweiz einen Umsatz von 10,5% und im Ausland einen solchen von 89,5%. Bei manchen Firmen gibt es aber Abgrenzungs- oder Erfassungsprobleme. So umfassen die Schweizer Zahlen von Zurich das Sach- und das Lebensversicherungsgeschäft. Das Grosskunden-Business ist jedoch nicht enthalten, da das Unternehmen in diesem Bereich keine Aufteilung nach Ländern vornimmt.

Trotz dem geringen Umsatzanteil haben viele Konzerne etliche Aktivitäten in der Schweiz, und jede Firma müsste natürlich einzeln analysiert werden. Ein gutes Beispiel dafür ist der Agrochemie-Konzern Syngenta. Er erwirtschaftet zwar weniger als 1% des Umsatzes hierzulande, forscht und produziert jedoch auch in der Eidgenossenschaft und trägt so zur hiesigen Wertschöpfung bei. Die konzernintern grösste Produktionsstätte befindet sich im westschweizerischen Monthey, und eines der drei weltweit wichtigsten Forschungszentren liegt in Stein im Aargau. Laut eigenen Angaben wird das Unternehmen zwischen den Jahren 2007 und 2017 insgesamt 860 Mio. Fr. in seine Schweizer Standorte investiert haben.

Schaut man auf die Verteilung der Mitarbeiter, dann schneidet die Schweiz etwas besser ab als beim Blick auf den Umsatz. Allerdings gibt es auch hier mit Swisscom und Julius Bär nur zwei Unternehmen, welche die Mehrheit der Mitarbeiter hierzulande beschäftigt. Sieben Unternehmen haben lediglich 10% oder weniger Mitarbeiter in der Schweiz, und bei zwölf sind es 20% oder weniger. Im ungewichteten Durchschnitt arbeiten bei den zwanzig SMI-Konzernen rund 23% der Angestellten in der Schweiz und 77% im Ausland.

Dominanz der Franzosen

Noch etwas schweizerischer wird das Bild, wenn man auf die Nationalität des Unternehmenschefs schaut. Insgesamt acht CEO sind Schweizer, was einem Anteil von 40% entspricht. Dabei ist Boris Collardi von Julius Bär schweizerisch-italienischer Doppelbürger und Frankie Ng schweizerisch-chinesischer Doppelbürger. Bei Richemont gibt es derzeit eine Doppelspitze, die aus einem Schweizer und einem Franzosen besteht. Von den zwölf ausländischen CEO haben fünf einen französischen Hintergrund, und drei kommen aus den USA (plus einer mit Doppelbürgerschaft Frankreich/USA). Dazu gesellen sich ein Deutscher, ein Österreicher, ein Belgier und ein Luxemburger.

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