Russland und USA: Am Rande eines Stellvertreterkriegs

  16 Oktober 2015    Gelesen: 489
Russland und USA: Am Rande eines Stellvertreterkriegs
Nach dem Beginn der Offensive der syrischen Regierungstruppen mit russischer Luftunterstützung versorgt Washington die syrische Opposition mit Panzerabwehrsystemen, schreibt die Zeitung „Kommersant“ am Donnerstag.

Die Welt spricht zum ersten Mal von einem drohenden Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA in Syrien. Davon kann tatsächlich jedoch erst die Rede sein, wenn die USA Luftabwehrsysteme an die Rebellen liefern.

Nach der Offensive der syrischen Armee in den drei Provinzen Latakia, Aleppo und Homs setzt die vom Westen bewaffnete syrische Opposition auf Propaganda. Die Medien zitieren Feldkommandeure der „Freien Syrischen Armee“, die von Militärtechnik russischer Herkunft berichten. Ins Internet werden viele Videos mit brennenden Panzern der Assad-Armee in den Provinzen Hama und Idlib gestellt.

Damit wollen die syrischen Oppositionellen deutlich machen, dass Panzerabwehrsysteme die Offensive der syrischen Armee stoppen und den Verlauf der Gefechte ändern könnten. Washington gab zu verstehen, dass die USA nach dem Stopp des 500 Millionen US-Dollar teuren Ausbildungsprogramms für syrische Rebellen im Kampf gegen Präsident Baschar al-Assad das bereits seit 2013 laufende Programm zur Lieferung von Panzerabwehrsystemen an die syrische Opposition nicht einschränken wollen.

Die Berichte darüber, dass syrische Rebellen mit US-Waffen russische Militärtechnik vernichten, führten zu Spekulationen über einen Stellvertreterkrieg zwischen Russland und den USA in Syrien. Die „New York Times“ schrieb unter Berufung auf Jeff White vom Institute for Near East Policy in Washington, dass es sich nicht um einen absichtlichen Stellvertreterkrieg, sondern um eine Verkettung von Umständen handele – die Aufständischen haben viele Raketenabwehrkomplexe, die vom Assad-Regime mit russischer Unterstützung angegriffen werden.

Auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus schloss US-Präsident Barack Obama einen Stellvertreterkrieg mit Russland aus. Der US-Staatschef bekräftigte, mit dem russischen Präsident Wladimir Putin kooperieren zu wollen, falls er zum Machtwechsel in Syrien politisch beitragen wolle.

Der Leiter des russischen Rats für internationale Angelegenheiten, Andrej Kortunow, sagte, dass schon lange Zeit ein Stellvertreterkrieg in Syrien geführt werde. Bei vielen Konflikten werden russische und amerikanische Waffen eingesetzt. Deswegen könne man jedoch nicht sagen, dass ein großangelegter Stellvertreterkrieg in Syrien geführt werde.

Dennoch ist der Direktor des Zentrums für strategische Analysen, Ruslan Puchow, der Auffassung, dass die US-Administration verstehe, dass Russland die Lieferung von Boden-Luft-Abwehrraketen als Herausforderung betrachten würde. Der Militärexperte Oleg Kulakow zeigte sich überzeugt, dass Obama keine Luftabwehrraketen liefern wird, weil sie gegen die Luftstreitkräfte der USA und der NATO-Mitgliedstaaten eingesetzt werden könnten. Zudem würde Moskau in diesem Fall S-300-Abwehrraketen an Syrien verkaufen. Darüber hinaus müsse Washington die Interessen Israels und der Türkei berücksichtigen.
Die russische Außenamtssprecherin Maria Sacharowa äußerte, bei den Gesprächen mit den USA und europäischen Ländern versuche Moskau, sie von der Gefahr der Waffenlieferungen an Assad-Gegner in Damaskus zu überzeugen. Es gebe keine Garantie, dass diese Waffen nicht in die Hände der Terrormilizen fallen, so die Sprecherin.



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