Kundus-Angriff erfolgte womöglich bewusst

  16 Oktober 2015    Gelesen: 578
Kundus-Angriff erfolgte womöglich bewusst
War es ein bedauerlicher Unfall oder eine bewusste Aktion? Der Angriff des US-Militärs auf ein Krankenhaus im afghanischen Kundus wirft viele Fragen auf. Ein neuer Bericht bringt nun die USA in Bedrängnis.
Der Luftangriff auf eine Klinik der Ärzte ohne Grenzen in Kundus erfolgte neuen Informationen zufolge womöglich bewusst. Recherchen der Nachrichtenagentur AP zufolge wussten Analysten der US-Spezialeinheiten in Afghanistan, dass es sich bei dem Ziel um ein Krankenhaus handelte, und vermuteten, dass sich darin ein pakistanischer Taliban-Kommandeur aufhielt. Unklar ist, ob die Information, dass es sich bei dem Gebäude um ein Krankenhaus handelte, auch die Kommandozentrale erreichte.

Die offizielle Linie des US-Militärs ist zunächst weiterhin, dass die Klinik im Kampf gegen die Taliban versehentlich getroffen worden sei. Nach US-Angaben erfolgte der Angriff auf Anforderung der afghanischen Streitkräfte, die unter Beschuss von Taliban-Kämpfern gestanden hätten. Dabei seien "mehrere Zivilisten aus Versehen getroffen" worden.

Der Vorfall am 3. Oktober kostete 22 Menschen das Leben. Laut Ärzte ohne Grenzen befanden sich unter den Patienten in dem Krankenhaus keine Taliban-Kämpfer. Dies deckt sich mit den Aussagen eines Krankenpflegers, der in der "Bild"-Zeitung der afghanischen Regierung widersprach. Diese hatte behauptet, es hätten sich 15 Taliban-Kämpfer in dem Krankenhaus versteckt gehalten.

Zu dem Beschuss laufen bereits drei Untersuchungen - eine der US-Armee, eine der afghanischen Behörden und eine der Nato. Nach Angaben der Hilfsorganisation waren die afghanischen und die US-Streitkräfte über die GPS-Koordinaten des Krankenhauses informiert, das seit vier Jahren in Betrieb war. Es handelte sich um die einzige Klinik im Nordosten Afghanistans, die schwere Kriegsverletzungen behandeln konnte

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