Fachleute nennen im Wesentlichen zwei Gründe für die fallenden Marktzinsen. Zum einen verweisen sie auf die zuletzt deutlich verringerten Zinserwartungen an die US-Notenbank Fed. Nach schwachen Arbeitsmarktdaten hatte sich Fed-Chefin Janet Yellen zu Anfang der Woche zurückhaltend zum geldpolitischen Kurs geäußert.
Zum anderen verweisen Experten auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese bleibt nicht nur auf absehbare Zeit extrem locker. Auch sorgen die hohen Käufe von Staatsanleihen für zunehmenden Zinsdruck. Anleihefachleute der Commerzbank sprechen von einer "sich selbst verstärkende Abwärtsspirale".
Bereits vor einer Woche fiel die durchschnittliche Verzinsung aller Bundesanleihen in den negativen Bereich. Bundesanleihen waren über Jahrzehnte bei den Deutschen als Geldanlage sehr beliebt. Sie galten als sicher und brachten eine ordentliche, über dem Sparbuch liegende Rendite. Doch diese Zeiten sind jetzt endgültig vorbei. Soll man jetzt überhaupt noch Bundesanleihen kaufen? Eigentlich nicht. Denn wer sein Geld anlegt, erwartet auch eine ordentliche Rendite. Fallen hingegen die Renditen unter Null, sollten Sparer ihr Geld lieber in Cash halten. Oder sie halten nach Alternativen Ausschau, die bei vertretbaren Risiken noch eine angemessene Verzinsung bieten.
Hauptabnehmer für Bundesanleihen sind Versicherer und Pensionsfonds. Sie sind gesetzlich verpflichtet, einen Teil ihrer Spargelder in Bundeswertpapiere anzulegen. Durch die schwache Performance von Bundesanleihen fallen auch die Garantiezinsen auf Lebens- und Rentenversicherungen immer weiter. Weil die Versicherungskonzerne mit den Bonds kaum noch kein Geld mehr verdienen, haben sie Probleme, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.
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