Frankreich geht massiv gegen EM-Hooligans vor

  15 Juni 2016    Gelesen: 362
Frankreich geht massiv gegen EM-Hooligans vor
Nach den Hooligan-Krawallen bei der Fußball-EM greifen die französischen Behörden durch. Ein Bus mit russischen Fans wird bei einem Großeinsatz der Polizei festgesetzt, insgesamt 43 mutmaßliche Randalierer werden in Gewahrsam genommen, vielen droht die Ausweisung. Zwei Ministeriumsmitarbeiter aus Russland werden verhört.
Die französischen Behörden haben als Reaktion auf blutigen Krawalle rund um das EM-Vorrundenspiel zwischen England und Russland insgesamt 43 russische Staatsbürger in Gewahrsam genommen. Sie werden verdächtigt, in Verbindung mit der tagelangen Randale in Marseille zu stehen. Das teilte die Polizei der Nachrichtenagentur AFP mit.

Bereits am Vormittag waren sechs Russen festgesetzt worden, ihnen droht die Ausweisung. Zu den weiteren Festnahmen kam es dann, als die Behörden einen Reisebus kontrollierten. Zunächst hatten sich die Insassen geweigert, ihre Personalien anzugeben und den Bus zu verlassen. Vor dem massiven Polizeieinsatz in Südfrankreich waren zuvor keine mutmaßlichen Randalier mit russischer Nationalität gefasst worden.

Die sechs Festnahmen russischer Fans in Marseille und Nizza begründete die Präfektur des Départements Alpes-Maritimes damit, dass sie eine Gefahr für die öffentliche Ordnung seien. "Es gebe deutliche Hinweise darauf, dass einige an den inakzeptablen Gewalttaten in Marseille beteiligt waren." Zwei Mitarbeiterinnen des russischen Ministeriums für Jugend und Sport wurden zudem von der Polizei verhört.

Dauerkrawalle in Marseille

Bilder aus Marseille hatten am Wochenende für Entsetzen gesorgt: Am Rande der Partie England gegen Russland lieferten sich teilweise betrunkene Fußballfans wahre Straßenschlachten. 35 Menschen wurden verletzt. Die Gewalt ging offenbar vor allem von organisierten russischen Hooligans aus, die englische Fans attackierten - fast alle Verletzten sind Engländer, ein Mann soll weiter in Lebensgefahr schweben. Auch im Stadion kam es zu schweren Krawallen, russische Anhänger einen englischen Block stürmten.

Die Marseiller Staatsanwaltschaft sprach später von 150 "extrem trainierten" russischen Hooligans, von denen zunächst aber niemand festgenommen werden konnte. Ein Strafgericht in Marseille verurteilte im Laufe des Montags stattdessen neun andere Hooligans zu Haftstrafen und einen weiteren zu einer Bewährungsstrafe. Die Urteile trafen sechs Briten, drei Franzosen und einen Österreicher.

Die russische Führung verurteilte die Gewalt in Marseille als "absolut inakzeptabel", sprach aber davon, dass die Russen "provoziert" worden seien. "Wir können unsere Anhänger nur aufrufen, auf Provokationen egal welcher Art nicht zu reagieren", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow.

Russland droht EM-Ausschluss

Russland selbst bekam von der Uefa eine allerletzte Warnung. Die Disziplinarkommission des Verbands wies an, dass die Nationalmannschaft nur noch auf Bewährung an der Fußball-EM teilnimmt. Sollte es im Stadion wieder zu Ausschreitungen russischer Fans kommen, droht der Turnierausschluss. Das gilt jedoch vorerst nur für Vorkommnisse im Stadion. Sportminister Vitali Mutko sagte, Russland werde die Sanktionen der Uefa "respektieren".

Die russische Mannschaft spielt am Mittwoch im nordfranzösischen Lille gegen die Slowakei, England trifft am Tag darauf im nahegelegenen Lens auf Wales. Daher werden neue Zusammenstöße zwischen Russen und Engländern befürchtet, zumal der englische Verband seinen Fans ohne Ticket geraten hatte, in Lille abzusteigen. Das war allerdings vor dem Turnierstart und der Gewalteskalation in Marseille.

In Lens würden "zwischen 40.000 und 50.000 britische Fans" erwartet, teilte die örtliche Präfektur mit. Das Stadion ist aber nur für etwa 35.000 Menschen ausgelegt.

Als Konsequenz aus den bisherigen Krawallen verschärften die örtlichen Behörden außerdem die Sicherheitsvorkehrungen und erhöhten vor allem die Präsenz von Polizisten und Sicherheitskräften im und am Stadion. Außerdem wurden Beschränkungen zum Kauf von Alkohol in den umliegenden Supermärkten sowie auch im Stadion selbst erlassen.

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