Mutmaßlicher Mörder von Jo Cox kommt vor Gericht

  18 Juni 2016    Gelesen: 873
Mutmaßlicher Mörder von Jo Cox kommt vor Gericht
Nach dem Attentat auf die Labour-Abgeordnete ist der Verdächtige wegen Mordes angeklagt worden. Die Lust an der Brexit-Debatte ist den Briten zunächst vergangen.
Der 52-jährige Thomas M. soll noch am Samstag dem Haftrichter in London vorgeführt werden, sagte Kriminalkommissar Nick Wallen von der Polizei West Yorkshire. Das Motiv des Verdächtigen ist weiterhin unklar. Allerdings zeichnet sich ab, dass das Attentat auf die Brexit-Gegnerin und Befürworterin einer offenen Flüchtlingspolitik politisch motiviert gewesen sein könnte. Die Polizei teilte am Freitagabend mit, sie gehe von einem "isolierten, aber gezielten Angriff" aus.

Labour-Parteichef Jeremy Corbyn sprach von einer "Attacke auf die Demokratie". Premierminister David Cameron rief dazu auf, Hass und Intoleranz keinen Platz in der Politik einzuräumen. Der Wahlkampf vor dem Brexit-Referendum am 23. Juni soll auch am Samstag ruhen.

Mitten in der Debatte um einen Ausstieg aus der EU sorgt der tödlicher Angriff auf die Brexit-Gegnerin Jo Cox für Entsetzen. Der englische Premier David Cameron sowie die Bundeskanzlerin sprachen von einem tragischen Vorfall.

Der Beschuldigte war festgenommen worden, nachdem das Labour-Mitglied Cox am Donnerstag bei einem Treffen mit Bürgern in der Stadt Birstall niedergestochen und niedergeschossen worden war. Ein Augenzeuge sagte, der Angreifer habe mehrmals "Britain First" (Großbritannien zuerst) gerufen.

Offenbar Verbindungen zur Neonazi-Szene

Der Tatverdächtige habe über einen längeren Zeitraum hinweg die US-Neonazi-Gruppe Nationale Allianz unterstützt, schrieb die Washington Post unter Berufung auf das Southern Poverty Law Center. Die britische Zeitung Daily Telegraph berichtete, der Mann habe früher eine Zeitung abonniert, die von einer südafrikanischen Pro-Apartheid-Organisation herausgegeben worden sei. Der Sender BBC meldete zudem, in der Wohnung des Tatverdächtigen seien Nazi-Insignien gefunden worden.

Die Polizei geht aber auch Hinweisen nach, wonach der Festgenommene psychische Probleme gehabt haben und in Behandlung gewesen sein soll. Die Zeitung The Telegraph zitierte einen Bruder des mutmaßlichen Täters mit den Worten, M. habe eine "Geschichte psychischer Krankheiten, allerdings hatte er Hilfe gehabt".

Brexit-Debatte auf dem Nullpunkt

Seit dem Attentat ist das politische Leben in Großbritannien wie gelähmt. Die Folgen des Attentats für das Referendum am 23. Juni, bei dem die Briten über den Verbleib ihres Landes in der EU entscheiden, blieben völlig unabsehbar.

Am Montag kommt das britische Unterhaus zu einer Sondersitzung zusammen, um die Tote zu ehren. In einer demonstrativen Geste der Gemeinsamkeit legten Premierminister David Cameron und Labour-Oppositionschef Jeremy Corbyn am Freitag Blumen am Tatort in Birstall nieder.

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