Gewalt gegen Frauen als "Privatsache"
Der Fall hatte das Land bis in die politische Spitze erschüttert, nachdem mehrere Politiker Gewalt gegen Frauen als Privatsache bezeichneten. Gewalt gegen Frauen ist in der brasilianischen Gesellschaft verankert: In Brasilien, das zweieinhalb Mal so viele Einwohner hat wie Deutschland, wurden laut dem Forum für Öffentliche Sicherheit (FBSP) etwa 48.000 Vergewaltigungen angezeigt. In Deutschland waren es etwa 7.000. Die Dunkelziffer ist sehr hoch; das FBSP schätzt, dass nur ein Drittel aller Fälle überhaupt zur Anzeige gebracht wird.
Ein Video im Internet hatte die Fahnder auf die Spur der Verdächtigen gebracht – und Tausende Brasilianer auf die Straße. Der Film zeigte das Mädchen nackt und ohnmächtig, anscheinend nach der Vergewaltigung, umgeben von mehreren Männern, die lachend behaupteten "etwa 30" seien über es hergefallen. Die 16-Jährige hatte gesagt, sie sei abends zu einem Freund gegangen und am nächsten Tag in einer anderen Wohnung umgehend von bewaffneten Männern aufgewacht.
Zwei der Männer wurden festgenommen, der Rest ist allerdings flüchtig. Das Opfer in Rio de Janeiro glaubt, es sei von mehr als 30 Männern vergewaltigt worden. Chefermittlerin Cristiana Bento sagte jedoch, die Erinnerung des Mädchens sei wohl getrübt, weil es unter Drogen gesetzt worden oder durch den Übergriff traumatisiert sei. Die Beweise deuteten darauf hin, dass drei Männer und ein Jugendlicher die Jugendliche vergewaltigt hätten. Die 16-Jährige befindet sich derzeit in einem Zeugenschutzprogramm.
Chefermittlerin Bento sagte, sie hoffe auf eine harte Bestrafung der Beschuldigten, um so ein Zeichen zu setzen. Auf die Vergewaltigung eines schutzbedürftigen Menschen kann in Brasilien eine Höchststrafe von 15 Jahren Gefängnis stehen, für ein pornografisches Video einer Minderjährigen drohen acht Jahre Haft. Die Verbreitung solcher Aufnahmen kann mit maximal sechs Jahren Gefängnis bestraft werden.
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