Allerdings blieb die Nervosität hoch, denn den Umfragen zufolge liegen die Anhänger und Gegner eines britischen Austritts gleichauf. "Die Aktienmärkte bauen gerade eine Erwartungshaltung auf: Jene, dass Großbritannien EU-Mitglied bleibt. Wird diese enttäuscht, gibt es ein böses Erwachen", warnte CMC-Markets-Analyst Jochen Stanzl.
Der Dax setzte seinen Erholungskurs fort und stieg um 0,5 Prozent auf 10.015,54 Punkte. Der EuroStoxx50 legte um 0,8 Prozent zu. Am Montag waren beide Indizes um je mehr als drei Prozent gestiegen. An der Wall Street notierten der Dow-Jones- und der S&P500-Index zum europäischen Handelsschluss leicht im Plus.
Fed-Chefin Janet Yellen warnte erneut vor den wirtschaftlichen Folgen im Falle eines Brexits. Ansonsten beeindruckte sie bei einer Anhörung im Senat die Anleger wenig. "Die US-Geldpolitik bleibt sehr vorsichtig", sagte ein Händler. Auch EZB-Chef Mario Draghi sieht die Notenbank für den Fall eines Brexits gut gerüstet.
ZEW UND EZB-URTEIL AUS KARLSRUHE STÜTZEN MÄRKTE
Buchmachern zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit eines EU-Austritts derzeit nur noch bei etwa 25 Prozent. Noch vor fünf Tagen hatte sie bei 40 Prozent gelegen. Vor allem das Pfund Sterling machte Boden gut und stieg zeitweise um 0,8 Prozent auf 1,4788 Dollar. Damit notierte die britische Währung so hoch wie zuletzt Anfang Januar. Zwar grenzte die britische Währung im Verlauf ihre Gewinne etwas ein. Mit 1,4660 Dollar notierte sie am Abend aber immer noch klar über dem Tiefstkurs vom vorigen Donnerstag von knapp über 1,40 Dollar. Auch an der Londoner Börse behauptete sich der Leitindex "Footsie" leicht im Plus, nachdem er auch am Montag gut drei Prozent gewonnen hatte.
Unterstützung bekamen die Optimisten vom ZEW-Index: Das Barometer für die Konjunkturerwartungen der deutschen Börsenprofis in den nächsten sechs Monaten stieg im Juni um 12,8 auf 19,2 Punkte und damit auf den höchsten Wert seit rund einem Jahr. Zudem machte das Bundesverfassungsgericht den Weg für die Euro-Rettungspolitik der EZB mit Auflagen frei. Im Krisenfall können die Währungshüter damit unter Beteiligung der Bundesbank Euro-Ländern über den Kauf von Staatsanleihen unter die Arme greifen.
AKTIONÄRE BEÄUGEN MILLIARDEN-ÜBERNAHME VON KION KRITISCH
Die Erleichterung der Anleger spiegelte sich auch in den Kursen der Finanzwerte wider: So zählten Deutsche Bank und Commerzbank mit einem Plus von 2,2 und 1,3 Prozent zu den Dax-Favoriten. Im EuroStoxx stand die italienische Intesa Sanpaolo mit einem Kursgewinn von 2,5 Prozent ganz oben.
Eine milliardenschwere Übernahme gefiel dagegen den Aktionären von Kion gar nicht: Die Aktien brachen um fast sieben Prozent auf 45,39 Euro ein. Der im MDax gelistete Gabelstapler-Hersteller will US-Finanzinvestoren den Hersteller Dematic - ein Anbieter von Förder- und Lagersystemen und eine frühere Tochter von Mannesmann und Siemens - abkaufen und plant dafür eine Kapitalerhöhung. Die schiere Größe des Deals sei überraschend, sagte Analyst Peter Rothenaicher von der Baader Bank.
Quelle: reuters.com
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