Lufthansa fliegt am Kundenwunsch vorbei

  20 Oktober 2015    Gelesen: 679
Lufthansa fliegt am Kundenwunsch vorbei
Auf Europaflügen ist die Lufthansa längst zum Billigflieger mutiert. Wünsche kosten extra – der Komplettpreis ist bei den meisten Tickets abgeschafft. Das könnte sich rächen, zeigt nun die Studie eines Kranich-Rivalen.
DüsseldorfDen Wunschsitz im Flugzeug für zehn Euro extra, das aufgegebene Gepäckstück ab 15 Euro, eine Umbuchungs-Option, die 60 bis 160 Euro mehr kostet – mit ihrem „Europa-Tarifkonzept“ imitiert die Lufthansa seit 1. Oktober die Preispolitik der Billigflieger.

Es sei „der Wunsch vieler Fluggäste, nur für diejenigen Leistungen zu zahlen, die auch tatsächlich in Anspruch genommen werden“, behauptete Lufthansa-Vertriebschef Jens Bischof noch kurz vor dem Start. Eine Studie des Meinungsforschungsinstitut Forsa, die Lufthansa-Rivale Turkish Airlines jetzt in Auftrag gab, spricht hingegen eine deutlich andere Sprache. Danach bevorzugt die weit überwiegende Anzahl an Flugreisenden Komplettpreise.

PREMIUMVielfliegerprogramme nutzen den Airlines offenbar mehr als ihren Kunden. Manchen Anbietern bringen sie mehr Gewinn als das Fluggeschäft. Passagiere sind hingegen häufig verärgert – auch bei „Miles & More“ von Lufthansa. mehr…

87 Prozent der insgesamt 2200 Befragten in Deutschland gaben an, lieber Tickets zu erwerben, in denen Freigepäck, Bordverpflegung oder Sitzplatzwahl bereits inbegriffen sind. Damit, glauben die meisten, seien die Kosten transparenter und auf einen Blick überschaubar.

Im Gegensatz dazu gehen Airlines immer stärker dazu über, auf billige Basistickets umzustellen, die sich bei Bedarf durch Zusatzleistungen verteuern. US-Airlines wie United setzen damit schon Milliarden um.

In Europa gilt die ungarische Wizz Air als führend. 35 Prozent ihres Umsatzes kommen aus dem Verkauf von Sonderleistungen, die früher üblicherweise im Ticket enthalten waren. Ryanair holt aus diesem Segment ein Viertel der Erlöse. Und auch Air Berlin hat soeben angekündigt, Fluggästen mit Standard-Ticket ab November Snacks und Getränke nur noch gegen Aufpreis zu servieren.

„An die komplizierten Preistabellen der Airlines“, glaubt Pricingexperte Christoph Lesch von der Beratungsfirma Simon-Kucher, „gewöhnt sich der Kunde leicht.“ Das alles kenne er schließlich schon von den Handy-Anbietern. Die Studie von Forsa aber scheint das zu widerlegen.

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