Britische Regierung - Brexit wird Land ärmer machen
Ein Entlastungssignal für Großbritannien kam fünf Tage nach dem Brexit immerhin von den Finanzmärkten. Die Börsen in Frankfurt und London legten nach teils massiven Verlusten in den vergangenen Tagen erstmals wieder zu. Auch die britische Währung, die zeitweise auf ein 31-Jahres-Tief abgestürzt war, legte etwas zu.
BRITISCHE REGIERUNGSMITGLIEDER SPRECHEN MIT MANAGERN
Die britische Regierung versucht fieberhaft, die wirtschaftlichen Schäden und Folgen des Brexit-Votums in Grenzen zu halten und zu kontrollieren. Wirtschaftsminister Sajid Javid traf sich mit Managern und Verbandsvertretern, um mit Blick auf die anstehenden Trennungsverhandlungen mit der EU auszuloten, wie die Interessen der britischen Wirtschaft am besten gewahrt werden können. Auch Premierminister David Cameron will mit Vertreter der Geschäftswelt über die Folgen des Brexit sprechen. Cameron und Finanzminister Osborne hatten stets für einen Verbleib des Landes in der EU geworben.
Osborne sagte am Dienstag, an höheren Steuern und geringeren Ausgaben werde kaum etwas vorbeiführen. Die Phase der Zurückhaltung bei Investitionen und Neueinstellungen in Großbritannien müsse zudem so kurz wie möglich gehalten werden. Er kündigte eine Fortführung der Haushaltskonsolidierung an, mit der das Defizit von über zehn auf zuletzt 4,4 Prozent gesenkt wurde.
Merkel und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker unterstrichen, solange die britische Regierung in London keinen Austrittantrag gestellt habe, werde es keinerlei Gespräche über die Modalitäten der Scheidung geben. Und der Zugang zum europäischen Binnenmarkt für die britische Wirtschaft hänge davon ab, dass das Land weiterhin die Grundfreiheiten beim Personen-, Güter-, Kapital- und Dienstleistungsverkehr sichert.
RATINGAGENTUREN SEHEN GROSSBRITANNIEN SCHWÄCHER
Die Ratingagentur S&P entzog Großbritannien am Montagabend nach dem Brexit-Referendum die Bestnote und stufte die Bonität des Landes um zwei Stufen auf "AA" zurück. Die Aagentur Fitch nahm ihre Bewertung um eine Stufe auf "AA" zurück. Allerdings dürfte das dem britischen Staat zumindest kurzfristig kaum höhere Kosten bescheren, sagte der Berenberg-Chefanalyst Holger Schmieding sagte. Schließlich sei Großbritannien vor allem langfristig verschuldet, womit der kurzfristige Kreditbedarf relativ gering seit.
Der Konjunkturexperte Stefan Kooths vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) merkte an: "Großbritannien hat ohnehin Haushaltsprobleme, die wurden bisher von den Niedrigzinsen überbügelt". Für Osborne könnte es jetzt sogar leichter werden, im Brexit-Windschatten unpopuläre Sparmaßnahmen zu ergreifen. Zudem stehe die Bank of England bereit, um notfalls Staatsanleihen zu kaufen oder mehr Liquidität zu geben.
Quelle: reuters.com