Abbas Kiarostami war der große Befreier des iranischen und dann auch des westlichen Kinos. Er hat das Kino von einem Medium der Darstellung zu einem Medium der Reflexion gemacht, einem Spiegel der Wirklichkeit, in dem man zugleich, wie in seinen beiden größten Werken „Quer durch den Olivenhain“ und „Der Geschmack der Kirsche“, den Blick des zuschauenden Regisseurs sehen und seiner eigenen Position als Zuschauer inne werden konnte.
Kiarostami, der auch als Lyriker arbeitete, war nach der iranischen Revolution 1979 im Land geblieben und hatte von dort aus seine Arbeit als Filmemacher fortgesetzt. Er galt als einer der prominentesten Regisseure seiner Heimat und gewann mehrere internationale Preise, unter anderem die Goldene Palme bei den Cannes Filmfestspielen 1997 für „Der Geschmack der Kirsche“. Zwei Jahre später erhielt er auch den ersten Preis in Venedig für „Der Wind wird uns tragen“.
Er hat einige Momente visueller Poesie geschaffen, die man nicht mehr vergisst – die karge Hügellandschaft in „Der Wind wird uns tragen“, die gewundenen Gassen des Dorfes in „Wo ist das Haus meines Freundes?“, die Gespräche zwischen Mutter und Sohn in einem Kleinwagen in Teheran in „Ten“. Die großen Film-Autoren des Westens, Godard, Wim Wenders, Martin Scorsese, haben seine Bedeutung früh erkannt, für ein breites Publikum bleibt er immer noch zu entdecken. Sein Blick wird dem Kino fehlen.
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