Als „unrestricted Free Agent“ stand dem NBA-Star das zu. So werden in Amerika Profisportler bezeichnet, deren Verträge mit einer Profimannschaft ausgelaufen sind und dadurch alleine - also unabhängig von früheren Vertragspartnern - mit verschiedenen Mannschaften verhandeln und zu einem Verein ihrer Wahl wechseln dürfen.
Durant war vergangenen Dienstag dann so frei und unterschrieb einen Zweijahresvertrag beim Curry-Klub aus Oakland: 54,3 Millionen US-Dollar wird der Forward pro Saison bei den Warriors verdienen. Seinen Wechsel verkündete er ebenfalls selbst, nämlich auf der Players‘ Tribune, einer Medienplattform, auf der amerikanische Profisportler Texte über sich selbst verfassen. Das Datum von Durants Artikel zu seinem Wechsel konnte nicht geschichtsträchtiger sein: der 4. Juli, der amerikanische Unabhängigkeitstag. Wie passend.
Durant und Golden State - mehr Potential geht nicht
„Ich muss raus aus meiner Komfortzone. In eine neue Stadt, in eine neue Gemeinschaft, die mir das beste Potential zur Weiterentwicklung bietet. Mit diesen Überlegungen im Hinterkopf habe ich mich dafür entschieden, zu den Golden State Warriors zu wechseln“, schrieb Durant, der wertvollste Spieler, Most Valuable Player (MVP), der Saison 2014. Nun wird er zusammen mit Curry, dem MVP von 2015 und 2016, auf Korbjagd gehen.
Nach diesem Wechsel wird im Team von Golden State wohl das größte Potential der gesamten NBA angesammelt sein. Eine mögliche Startformation mit Stephen Curry, Klay Thompson, Kevin Durant und Draymond Green vereint vier NBA-All-Stars der vergangenen Saison. Als fünfter Starter kommt noch Andre Iguodala hinzu: der MVP der Finalserie der Saison 2015, als sich die Warriors den Titel in der NBA sicherten.
Curry, Thompson, Durant: Die neue Splash Family
„Ich bin ziemlich aufgeregt. Das ist definitiv einer der größten Moves in der Geschichte der NBA. Und zwar, weil KD einer der besten Spieler der Geschichte ist. Ich freue mich auch für ihn“, sagte Durants neuer Teamkollege Draymond Green der Sports Illustrated. Green sei, nachdem er vom Wechsel erfahren habe, „aus dem Bett gesprungen und wie wild im Zimmer rumgerannt. 15 oder 20 Minuten.“ Klay Thompson bildete bislang zusammen mit Curry die „Splash Brothers“: in Anlehnung an die zahlreichen Punkte, die die beiden zusammen pro Partie erzielen können.
Gegenüber dem Fernsehsender CSN freut sich Thompson auf den neuen Zögling der Splash Family bei Golden State: „Das aufregendste für mich ist das Potential, das wir offensiv haben. Wir haben einen der besten Scorer bekommen, der jemals in dieser Liga gespielt hat und er trifft auf eine der besten Offensiven aller Zeiten. Allein beim Gedanken an die Möglichkeiten werde ich schon verrückt.“
„Das Spiel hat sich nun wirklich verändert“
Durants Wechsel schlug auch auf Twitter hohe Wellen, viele weitere NBA-Profis beschäftigt dieser Wechsel. Marcin Gortat, Center der Washington Wizards und früher bei Köln in der Basketball-Bundesliga, postete die nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob die Warriors von nun an 200 Punkte pro Spiel erzielen würden. Damian Lillard, Point Guard der Portland Trail Blazers und zweimaliger All-Star rechnet ebenfalls mit einer noch größeren Dominanz durch Golden State: „Das Spiel hat sich nun wirklich verändert.“
Mit dem 27 Jahre alten Durant, dem 28-jährigen Curry, Thompson und Green, die beide 26 Jahre alt sind, stimmt auch die Altersstruktur im Kader von Golden State: Die Warriors könnten die NBA, wie es Lillard formulierte, auf lange Sicht wirklich verändern: Bereits vergangene Saison spielten die Warriors die stärkste reguläre Saison in der NBA-Geschichte und gewannen 73 der 82 Spiele - Meister wurden dennoch die Cleveland Cavaliers um Lebron James, der mit Curry und Durant zu den drei besten aktiven Profibasketballern zählt.
Das einzige Problem für Golden State bei dem Durant-Deal: Amerikanische Profimannschaften dürfen nicht über ein bestimmtes Gehaltslimit pro Saison - den „Salary Cap“ - kommen. In der NBA liegt die Gehaltsobergrenze in diesem Sommer bei 94 Millionen Dollar pro Team.
Um sich Durant überhaupt leisten zu können, mussten die Warriors bereits die Defensivspezialisten Andrew Bogut und Harrison Barnes abgeben – beide spielen ab der kommenden Saison zusammen mit Dirk Nowitzki bei den Dallas Mavericks. Die „Dubs“ müssen unter Umständen weitere Spieler mit gut dotierten Verträgen abgeben und preisgünstigere verpflichten. Ob die bärenstarke Offensive der Warriors zu deren Dominanz in der NBA führen wird, muss sich also erst noch zeigen.
Was hingegen sicher ist: Durant hat sich eine „Player Option“ in seinen Zweijahresvertrag bei den Warriors schreiben lassen. Wenn im Sommer 2017 das Salary Cap auf 110 Millionen Dollar ansteigt, kann er also einen noch besseren Vertrag mit Golden State aushandeln. Oder er nimmt sich wieder die Freiheit und wechselt zu einem anderen Team, das ihm noch mehr Gehalt bietet – vielleicht ja abermals am amerikanischen Unabhängigkeitstag.
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