Bürgerkrieg in Syrien: Zehntausende Zivilisten in Aleppo offenbar eingeschlossen
Die Soldaten von Machthaber Baschar al-Assad waren in den vergangenen Tagen nah an die Versorgungsstraße der Rebellen herangerückt - bereits am Donnerstag hatten sie einen strategisch wichtigen Hügel eingenommen. Sie befanden sich am Samstag nur 500 Meter von der Straße entfernt und schossen auf jedes Fahrzeug, das dort fuhr. In der Nacht zum Sonntag starteten Kämpfer der oppositionellen Islamistengruppen eine Offensive an dieser sogenannten Castello-Route.
Diese Straße ist der letzte Nachschubweg in dem von den Rebellen gehaltenen Osten von Aleppo. Damit sind die Kämpfer - aber auch die Zivilisten - in diesem Teil der Stadt momentan de facto abgeschnitten. Schätzungen, wie viele Menschen sich in dem von Rebellen gehaltenen Teil der Stadt aufhalten, variieren stark. Experten vermuten, es könnten zwischen 100.000 und 200.000 Menschen sein. Andere sprechen von 300.000 Betroffenen. Oppositionsgruppen warnen Zivilisten davor, die Castello-Route zu benutzen. Damit könnten Lebensmittel, aber auch andere Hilfe nicht mehr in den Osten Aleppos gelangen.
Die Vereinten Nationen sind alarmiert. Helfer könnten die Menschen in Not nicht mehr erreichen, so ein Uno-Sprecher. Alle Seiten müssten sicherstellen, dass die Zivilisten versorgt werden könnten.
Die Großstadt Aleppo ist in den vergangenen Wochen von heftigen Gefechten erschüttert worden - immer wieder gab es Luftangriffe und Bombardements, Schulen und Krankenhäuser wurden beschädigt. Viele Unbeteiligte starben.
Seit 2012 ist Aleppo faktisch zweigeteilt: Die Regierung kontrolliert den Westen der Stadt, die Rebellen haben den Osten eingenommen. Ein Stadtteil im Norden wird von Kurden kontrolliert.
So kam es am Wochenende nicht nur um die Castello-Route, sondern auch in anderen Teilen der Stadt wieder zu heftigen Kämpfen. Dabei sollen Dutzende Zivilisten von beiden Seiten getötet worden sein. Als Aufständische jene Viertel beschossen, die von Regierungseinheiten gehalten werden, seien am Freitagabend 34 Unbeteiligte umgekommen, berichtete die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Mehr als 200 Menschen seien verletzt worden. Die Truppen Assads reagierten mit Luftangriffen und Artilleriefeuer. Dabei wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle neun Zivilisten getötet, darunter sechs Kinder.
Vergangene Woche hatte die syrische Führung eine Waffenruhe verkündet, zum Ende des Fastenmonats Ramadan. Drei Tage sollte es keine Kämpfe geben. Doch die Regierungstruppen brachen die Feuerpause selbst.
Quelle:spiegel