Niersbachs Kollegen wollen von ihrem Verbandsboss wissen, was es mit der dubiosen Zahlung von 6,7 Millionen Euro des WM-Organisationskomitees an die Fifa im Jahr 2005 auf sich hat, die der SPIEGEL aufgedeckt hatte. Das Geld soll aus einer schwarzen Kasse stammen, die 2000 vom damaligen Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus befüllt worden war. Mutmaßlich sollen damit Fifa-Stimmen im Zuge der WM-Vergabe gekauft worden sein.
Niersbach, damals Mitglied des Organisationskomitees, hatte nach eigenen Angaben bereits im vergangenen Sommer interne Ermittlungen eingeleitet, um den Verbleib der 6,7-Millionen-Euro Zahlung zu klären. Darüber hatte er das DFB-Präsidium laut Hans-Ludwig Meyer, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands, aber nicht informiert. Niersbach hätte bereits vor einem halben Jahr "auf das Präsidium zugehen müssen", sagte Meyer dem "Flensburger Tageblatt".
Die Protagonisten der WM-Vergabe 2006
Allerdings mehren sich die Zweifel an der Version, dass Niersbach tatsächlich schon vor Monaten eine Untersuchung beim DFB einleitete, und nicht doch erst seit er Kenntnis von den SPIEGEL-Enthüllungen hatte. Selbst der fünfköpfige DFB-Präsidialausschuss, dem neben Niersbach auch DFL-Präsident Reinhard Rauball, Generalsekretär Helmut Sandrock, Schatzmeister Reinhard Grindel und Vizepräsident Rainer Koch angehören und in dem in der Regel brisante Themen vorab besprochen werden, wusste offenbar nichts von einer Untersuchung seit Sommer. "Wir haben definitiv nichts erfahren", sagte ein namentlich nicht genanntes Mitglied des Präsidialausschusses der "Bild"-Zeitung.
Die Vorsitzenden der 21 DFB-Landesverbände fordern Niersbach in einem gemeinsamen Brief auf, für eine lückenlose Aufklärung zu sorgen. "Die erhobenen Anschuldigungen treffen uns alle schwer. Es muss eine schnelle und gründliche Untersuchung geben", so DFB-Vize Gehlenborg der "Rheinischen Post".
Wie der SPIEGEL berichtet, soll Niersbach spätestens seit 2005 von der schwarzen Kasse und der 6,7-Millionen-Euro Zahlung gewusst haben, ebenso wie Franz Beckenbauer, damals Chef des Bewerbungskomitees. Und dem "Kaiser" droht weiterer Ärger. Die Fifa will am Mittwochnachmittag eine Liste veröffentlichen, auf der die Namen all derjenigen stehen, gegen die der Fußball-Weltverband derzeit ermittelt - unter anderem Beckenbauer. Es soll dabei um die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 nach Russland und 2022 nach Katar gehen. Auch diese Turniere stehen im Verdacht, gekauft worden zu sein.
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