Mit Bidens Verzicht scheint der Weg frei für Hillary Clinton. Die frühere Außenministerin und ehemalige First Lady führt in Umfragen klar vor dem linksgerichteten Senator Bernie Sanders. Weit abgeschlagen sind die Ex-Gouverneure Lincoln Chafee und Martin O`Malley. Der frühere Senator Jim Webb zog sich am Dienstag bereits aus dem Rennen zurück.
Clinton bezeichnete Biden auf dem Onlinedienst Twitter als "guten Freund". Sein Optimismus habe sie inspiriert, schrieb die Präsidentschaftsbewerberin. Sanders dankte dem Vizepräsidenten auf Twitter für "seinen anhaltenden Dienst an der Nation und seine Unterstützung für die Mittelschicht".
Biden kündigte an, sich weiter in die Politik einmischen zu wollen. "Obwohl ich kein Kandidat sein werde, werde ich mich klar und deutlich zu Wort melden, wo wir als Partei stehen und wohin wir als Nation gehen müssen", sagte er. Biden rief die Demokraten auf, das politische Erbe der Obama-Regierung "zu verteidigen und zu schützen". Außerdem warnte er vor der wachsenden sozialen Ungleichheit in den Vereinigten Staaten und beklagte die Polarisierung in der Politik, "die dieses Land auseinanderreißt".
Biden ist seit mehr als vier Jahrzehnten eine feste Größe in der Washingtoner Politik. Im Alter von erst 29 Jahren wurde er im November 1972 im Bundesstaat Delaware zum Senator gewählt. In der Kongresskammer leitete er unter anderem den Justizausschuss und den Ausschuss für Auswärtige Beziehungen. Der Jurist nahm zwei Mal erfolglos Anlauf auf das Weiße Haus.
Im Kampf um die demokratische Nominierung für die Präsidentschaftswahl 1988 warf er nach nur drei Monaten wegen einer Plagiatsaffäre hin. Im Wahlkampf 2008 stieg Biden nach dem schlechten Abschneiden bei der ersten Vorwahl in Iowa aus, Obama machte ihn aber zu seinem Vizepräsidenten.
Im Privatleben musste Biden schwere Schicksalsschläge verkraften. Wenige Wochen nach seiner Wahl in den Senat 1972 starben seine Frau und seine kleine Tochter bei einem Autounfall, die zwei Söhne überlebten schwer verletzt. Nach dem Tod seines Sohnes im Mai berichtete die "New York Times", dass Beau Biden seinen Vater auf dem Sterbebett zu einer erneuten Präsidentschaftsbewerbung ermutigt haben soll.
In den vergangenen Wochen und Monaten durchleuchteten die US-Medien fast jeden öffentlichen Auftritt Bidens nach Hinweisen auf ein Antreten. Allerdings lief ihm die Zeit davon, den Rückstand gegenüber Clinton beim Aufbau eines Wahlkampfteams und beim Sammeln von Spendengeldern aufzuholen.
Die Präsidentschaftswahl findet am 8. November 2016 statt. Obama darf nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten. Beide Parteien bestimmen ab Anfang Februar kommenden Jahres in Vorwahlen ihre Kandidaten. Bei den Republikanern zeichnet sich ein enges Rennen ab, derzeit führt in Umfragen der Geschäftsmann Donald Trump.
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