Der Kolumbianer hatte sich am ersten Tag in den Alpen zunächst immer direkt hinter dem Kapitän des Teams Sky aufgehalten, auf dem letzten Kilometer allerdings wurde er deutlich von Froome distanziert. Es war frappierend, wie leicht sich der hagere Froome von seinem Widersacher löste, wie mühelos er Meter um Meter zwischen sich und Quintana legte. Froome hatte zuvor von dem aufopferungsvollen Einsatz seiner Mitstreiter profitiert, die sich als klar besser erwiesen als die Gefährten Quintanas. „Sie haben einen phantastischen Job gemacht“, sagte Froome anerkennend über die britische Gemeinschaftsleistung. Quintana, der mit schwerem Tritt auf die Ankunft zusteuerte, hatte zum Schluss nur noch Alejandro Valverde als Adjutanten, allerdings musste der Spanier dann ebenfalls abreißen lassen.
Quintana ist nach dem Stand der Dinge ein Geschlagener dieser Tour. Er ist offenbar nicht in der Lage, die Initiative zu ergreifen - eine Tour der Enttäuschung für ihn und sein Team Movistar. Obwohl er doch angekündigt hatte, diesmal ein ernsthafter Herausforderer für Froome zu sein als ein reifer gewordener Rennfahrer. Der Kolumbianer liegt nun 3:27 Minuten hinter Froome, er ist damit Vierter. Der Mann im Gelben Trikot tritt beherrschend auf, seine nächsten Verfolger sind der Niederländer Bauke Mollema und sein Landsmann Adam Yates, beide jedoch sind nicht in der Verfassung, um Froome gefährlich werden zu können. Ein wenig achtete Froome am Mittwoch jedoch auf den Australier Richie Porte, der früher für das Team Sky fuhr und nun, als Galionsfigur des amerikanischen Teams BMC, seine Qualitäten andeutete. Porte ist aber als Sechster im Gesamtklassement ebenfalls kein Fahrer mehr, dem große Aussichten einzuräumen wären.
Der Schwierigkeitsgrad auf der 17. Etappe war beträchtlich, das Peloton musste gegen Ende erst den Forclaz bewältigen und schließlich den Anstieg nach Finhaut-Emosson, 10,4 Kilometer lang mit einer durchschnittlichen Steigung von 8,4 Prozent. Eine kleine Ausreißergruppe lag in Front, in ihr befanden sich der angriffslustige Pole Rafal Majka, der das Bergtrikot trägt, sowie der Franzose Thomas Voeckler, der gelegentlich immer noch einen langen Atem besitzt, erstaunlicherweise. Aber Voeckler konnte letztlich nichts ausrichten gegen die Jüngeren, gegen Majka, gegen Zakarin oder den Kolumbianer Jarlinson Pantano, die davonzogen. Und von ihnen entpuppte sich Zakarin, der beim wegen etlicher Doping-Affären nicht gerade gut beleumundeten Team Katjuscha unter Vertrag steht, als der Stärkste. Ein Solo in sehr problematischen Zeiten für den russischen Sport.
Zakarin hatte kürzlich schon durch eine „Flucht“ auf sich aufmerksam gemacht, er soll jedoch seine Kontaktlinsen während des Rennens verloren haben und dadurch gebremst worden sein. Am Mittwoch mangelte es dem Profi, der vor einigen Jahren eine zweijährige Sperre wegen Dopings hatte absitzen müssen, jedoch nicht am notwendigen Durchblick. Zakarin verschaffte damit seinem Team, dessen Hoffnungen sich zuvor nicht erfüllten hatten, eine gewisse Erleichterung. Das K auf den Trikots der Russen leuchtete am Mittwoch wieder in der Sonne über den Alpen. Kein Vergleich aber zum Glanz, der den unbeirrbaren Briten Froome umweht.
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