Verbrechen: Kripobeamte warnen vor neuer Brutalität in Rockerszene

  28 Juli 2016    Gelesen: 393
Verbrechen: Kripobeamte warnen vor neuer Brutalität in Rockerszene
Eine neue Welle von Rockergewalt stellt die Polizei offenbar vor große Probleme. Jüngere Gruppen expandieren, Fronten verschwimmen. Die Kripo-Gewerkschaft BDK schlägt Alarm.
Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) warnt vor zunehmender Gewalt in der Rockerszene. "Wir erleben eine Renaissance der Rockergruppen", sagte Ulf Küch, stellvertretender BDK-Chef und Leiter der Kripo Braunschweig. In den vergangenen Jahren seien einige Bundesländer hart gegen Rocker vorgegangen, nun lasse der Druck nach.

Das Bundeskriminalamt (BKA) zählte zuletzt bundesweit rund 9300 Rocker in mehr als 600 Chaptern, also lokalen Ablegern. Es gebe aber mehr und mehr Gruppen, "die die Organisationsstruktur und das äußere Erscheinungsbild von Rockergruppierungen übernehmen beziehungsweise nachahmen", sagte Küch.

Weniger Ideologie, mehr Gewalt

Neben den bekannten Motorradclubs wie den Hells Angels oder den Bandidos expandieren demnach jüngere Gruppen - mit weniger Motorradromantik, weniger Ideologie, aber umso mehr Gewalt. "Die alten Gruppen verlieren an Macht, weil die neuen erheblich gewalttätiger sind", sagte Küch.

Die Mitglieder sind laut BKA häufig junge Migranten, die dort "ein Zusammengehörigkeitsgefühl finden, das ihnen andernorts versagt wird". Die neuen Gangs seien zudem durchlässiger.

"Die Konflikte entspringen weniger den alten Territorialstreitigkeiten von Rockern, die Reviere markieren, als vielmehr dem Streben nach Geld", sagte Rocker-Experte und "Spiegel Online"-Chefreporter Jörg Diehl. Die Gangs verdienen ihr Geld mit Drogen, Prostitution und Schutzgelderpressung.

"Was die Lage so brisant macht, ist, dass es keine klaren Fronten mehr gibt und dass die Clubs nicht mehr so diszipliniert funktionieren wir früher", warnte Diehl. Früher hätten Alphatiere Ansagen gemacht - wo es lang geht, gegen wen gekämpft wird und wann der Krieg auch wieder vorbei ist. Heute würden Fronten verschwimmen.

BDK-Mann Küch sagte, die Polizei verfüge nicht über die nötigen Kapazitäten, um dagegen vorzugehen. Die Behörden hätten viele andere Baustellen im Blick, etwa den islamistischen Terrorismus. Küch forderte ein Verbot krimineller Rockergruppen. Die Polizei müsse sich besser vernetzen. "Unser föderales System ist ein Handicap."

In diesem Jahr kam es bereits zu mehreren schweren Auseinandersetzungen in der Rockerszene. An Himmelfahrt wurden auf einem belebten Platz in der Frankfurter Innenstadt zwei Männer durch Schüsse schwer verletzt. Die Polizei geht von einem Streit zwischen verschiedenen Gruppen der Hells Angels aus.

Im Juni schoss in Hamburg ein maskierter Täter auf den früheren Chef der Mongols und dessen Lebensgefährtin. Als mutmaßliche Täter kamen zwei Hells Angels in Untersuchungshaft. Kurz darauf starb ein Mitglied der United Tribuns bei einer Schießerei in Leipzig.

Quelle : spiegel.de

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