Chinas Rolle um Syrien und „Einfluss auf Putin“

  22 Oktober 2015    Gelesen: 997
Chinas Rolle um Syrien und „Einfluss auf Putin“
Im Hinblick auf den aktuellen London-Besuch von Xi Jinping betonen chinesische Medien vor allem den wirtschaftlichen Aspekt – doch das Thema Syrien ist offenbar auch nicht zu vermeiden. Einem britischen Blatt zufolge will David Cameron Peking darum bitten, auf den Kreml Einfluss zu nehmen. Welche Rolle würde China aber in Wirklichkeit bevorzugen?

Alexander Larin vom Fernost-Institut der Russischen Akademie der Wissenschaften sagte der chinesischen Agentur Xinhua: „Der chinesische Staatschef wird in Großbritannien vor allem bilaterale Beziehungen erörtern. Die Probleme der Beziehungen mit Russland könnten aus meiner Sicht nur im Zusammenhang mit der Erhöhung der internationalen Sicherheit und mit dem Abbau künstlicher Hürden für das Wachstum der Weltwirtschaft angesprochen werden.“
Xinhua selbst betonte in einem Redaktionskommentar, London könne „seine einmaligen Möglichkeiten nutzen, um an der Modernisierung und Globalisierung des chinesischen Finanzmarktes teilzunehmen.“ Zum Thema Außenpolitik hieß es im Kommentar etwa: „Im globalen Bereich kooperieren China in Großbritannien eng in verschiedenen Bereichen – vom Kampf gegen Ebola in Westafrika bis hin zur Regelung des iranischen Atomproblems“. Syrien wurde im Text kein einziges Mal erwähnt.


Der britische „Daily Mirror“ schrieb dagegen ohne Umschweife: „David Cameron will China darum bitten, den Weg für britische Bombenangriffe in Syrien zu ebnen. Er will den Staatsbesuch von Präsident Xi Jinping nutzen, um Unterstützung im Kampf gegen den ‚Islamischen Staat‘ zu suchen. Der Premierminister möchte, dass Xi seinen Einfluss auf Wladimir Putin gebraucht, um den russischen Präsidenten zu überreden, nicht in die Quere zu kommen. Mr. Cameron ist daran interessiert, Konfrontationen zwischen russischen MiGs und britischen RAF Tornados zu vermeiden.“
Nach Ansicht des britischen Boulevardblattes will Großbritannien „nur den IS ins Visier nehmen, während Russland alle Feinde von Baschar Assad bombt – darunter auch moderate Freiheitskämpfer.“ Im Gegensatz dazu hat der Kreml mehrmals betont, dass Russland in Syrien eben gegen die Dschihadisten kämpft – und nicht eigens für Assad.


Alexej Maslow, Cheforientalist der in Moskau ansässigen Higher School of Economics, kommentierte für den russischen Radiosender BFM, China habe seine Interessen in Syrien: „China hat ziemlich viel in Syrien investiert. Jede Destabilisierung, zu der es dort kommt, ist ein Rückschlag für chinesische Geschäftsprojekte.“
Laut Maslow will China einen Stopp der Kampfhandlungen in Syrien erreichen und als „Moderator“ in dieser Hinsicht agieren: „China will – wie jetzt im Fall Großbritannien – an Erörterungen teilnehmen, ohne eine endgültige Entscheidung fällen zu müssen.“
Eine aktivere Rolle China in globalen Fragen wäre nach Ansicht von Maslow gut für Russland: „Denn wie die letzten Wochen zeigen, gibt China zwar Erklärungen zu Syrien ab, hat aber im Prinzip eine sehr positive Haltung zum russischen Vorgehen, wovon Äußerungen in der chinesischen Presse zeugen.“



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