Rechtsextreme planten offenbar Anschlag auf Flüchtlinge

  23 Oktober 2015    Gelesen: 410
Rechtsextreme planten offenbar Anschlag auf Flüchtlinge
Die Polizei in Bayern hat womöglich einen kurzfristig bevorstehenden Anschlag auf Flüchtlinge verhindert. "Unter Umständen" wollte eine durch eine Razzia ausgehobene Gruppe Rechtsextremer am 31. Oktober einen Anschlag auf das in Bamberg liegende Abschiebezentrum für Balkan-Flüchtlinge verüben, wie der Bamberger Polizeivizepräsident Werner Mikulasch sagte. Die Gruppe sei seit längerem beobachtet worden und "von Monat zu Monat radikaler geworden und gewaltbereiter geworden", sagte Mikulasch.
Die Polizei konnte den Angaben zufolge im Zuge der Ermittlungen in der vergangenen Woche eine größere Lieferung mit pyrotechnischen Gegenständen abfangen und beschlagnahmen, die zum Bau selbstgebastelter Sprengsätze hätten benutzt werden können. Unter den Sprengsätzen befanden sich laut Mikulasch auch sogenannte Kugelbomben. Wenn diese etwa gegen Flüchtlingsheime geschleudert würden, sei durch die starke Kraft der Detonation mit der unmittelbaren "Entglasung" der Gebäude zu rechnen. Beim Einsatz der Sprengkörper hätten "schwerst Verletzte und Tote" gedroht.

Die Ermittler nahmen bei der Razzia in Ober- und Mittelfranken am Mittwoch elf Männer und zwei Frauen im Alter von 21 bis 36 Jahren vorläufig fest und damit deutlich mehr als bisher bekannt. Ursprünglich war von drei Festnahmen die Rede.
Wie der Polizeivizepräsident sagte, bestehen bei den Verdächtigen zum Teil Verbindungen zu Ablegern der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung und zu der rechtsextremen Partei Die Rechte. Einzelne Verdächtige sollen Kundgebungen des Nürnberger Pegida-Ablegers Nügida angemeldet haben.

Staatsanwaltschaft und Polizei stießen nach eigenen Angaben im Zuge anderer Ermittlungsverfahren und durch die Auswertung von Fahndungsergebnissen auf Verflechtungen der Gruppe sowohl in rechtsextreme Kreise als auch in die überregionale Hooliganszene. Die Ermittlungen gegen die Gruppe begannen demnach bereits Anfang 2014. Es bestehe der Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung der aus Stadt und Landkreis Bamberg, Nürnberg und Erlangen stammenden Verdächtigen.

Konkret würden den Verdächtigen auch verschiedene Gewalt- und Rohheitsdelikte vorgeworfen. So sei es Mitte Mai in der Bamberger Innenstadt zu einem massiven Angriff gegen drei Passanten gekommen, die nach einem vorangegangenen Streit die Polizei rufen wollten. Mit Faustschlägen habe einer der Tatverdächtigen mehrere Menschen verletzte. Auch bei Angriffen im Umfeld eines Bamberger Szenelokals sei die Gruppe aufgefallen und es sei bereits in mehreren Fällen Anklage erhoben worden.
Auslöser für die Razzia war laut den Ermittlern die beschlagnahmte Lieferung an Pyrotechnik. Unter den bei der Razzia beschlagnahmten Beweismitteln befanden sich den Ermittlern zufolge eine scharfe Schusswaffe mit Munition, mehrere nicht scharfe Schusswaffen, verbotene Pyrotechnik, Hieb-, Stoß- und Stichwaffen sowie Propagandamaterial. Die Ermittlungen dauern den Angaben zufolge weiter an.

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