Saudi-Arabien droht bis 2020 die Zahlungsunfähigkeit

  23 Oktober 2015    Gelesen: 490
Saudi-Arabien droht bis 2020 die Zahlungsunfähigkeit
Nach einem Papier des IWF zufolge werden zahlreiche Ölexporteure bis zum Jahr 2020 zahlungsunfähig werden. Aufgrund des Ölpreisverfalls muss Saudi-Arabien seine Devisenreserven anzapfen und zieht gleichzeitig Liquidität aus dem Markt. Eine Haushaltskonsolidierung wird dem Königreich nicht gelingen. Saudi-Arabien und weitere Ölexport-Staaten stehen somit auch vor politischen Umbrüchen.
Die niedrigeren Ölpreise haben die Geschäftsaussichten der Ölexporteure im Nahen Osten und Nord-Afrika (MENA) sowie in Zentralasien und im Kaukasus (CCA) erheblich beeinflusst. Im aktuellen Jahr wird sich der Rohölpreis der Sorte Brent bei 53 Dollar pro Barrel befinden. Im vergangenen Jahr lag der durchschnittliche Preis noch bei 110 Dollar pro Barrel. Während die Ölexporteure in der Vergangenheit erhebliche Überschüsse zu verzeichnen hatten, leiden dieselben Exporteure derzeit unter enormen Defiziten. Im Verlauf des Ölpreisverfalls sind die Exporteinnahmen der MENA- und CCA-Regionen um 360 Milliarden Dollar zurückgegangen. Alleine im aktuellen Jahr beträgt der Rückgang 45 Milliarden Dollar.

Das wichtigste politisch-ökonomische Ziel der Ölexporteure ist es, eine Haushaltskonsolidierung herbeizuführen und den mittelfristigen finanziellen Puffer aufzubauen. Bis Ende des Jahrzehnts wird der Brent-Preis auf etwa 66 Dollar pro Barrel ansteigen. Aufgrund des Ausbleibens der finanziellen Anpassungen im Bereich der Haushaltspolitik werden die Finanzierungssalden im Defizit bleiben, was zu einer Erhöhung der öffentlichen Schuldenquote führen wird. Der IWF berichtet in seinem aktuellen Prognose-Papier, dass die Maßnahmen der Ölexporteure nicht ausreichen werden, um eine mittelfristige Haushaltskonsolidierung durchzusetzen. Die finanziellen Puffer der betroffenen Staaten würden bis zum Jahr 2020 vollständig zu Neige gehen. Dann wären die Staaten faktisch bankrott.

Relativ hohe finanzielle Puffer besitzen Kuwait, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate. Bahrain, Oman und Saudi-Arabien hingegen haben kleinere finanzielle Puffer vorzuweisen. Da somit die finanziellen Handlungsspielräume relativ gering sind und die Haushaltsdefizite nicht problemlos ausgeglichen werden können, droht auch die Gefahr politischer Umwälzungen. Zumindest ist das Risiko in diesen Staaten höher als in Katar, Kuwait und in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Hinzu kommt, dass beispielsweise Saudi-Arabien seine Dollar-Bestände abbaut, Liquidität aus dem Markt absaugt und Investitionen zurückfährt.

Der Chef-Analyst der Baader Bank, Robert Halver, sagte hingegen den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Die weltweiten Dollar-Reserven gehen hauptsächlich zurück, weil die Staaten ihre Reserven anzapfen müssen, um ihre Ausgaben zu begleichen. Doch weder bei Saudi-Arabien noch bei Kuwait – oder auch bei anderen wichtigen Öl-Staaten – können wir massive Auflösungen der Dollar-Reserven beobachten. Wäre dies der Fall, würde dies zwangsläufig zu einer Abwertung des Dollars führen. Darüber würden sich die US-Exporteure freuen. Doch der Effekt der aktuellen Auflösungen der Währungs-Reserven ist nicht ausreichend, um den Dollar nachhaltig zu schwächen. In den Schwellenländern werden etwa zwei Drittel bis drei Viertel der Währungsreserven in Dollar gehalten.“

Über Jahre hinweg haben die OPEC-Staaten den internationalen Finanzmarkt mit liquiden Mittel versorgt. Durch den Verkauf von Energieträgern nahmen sie Petro-Dollar ein und tätigten mit dem Geld internationale Investitionen. Die Petro-Dollars flossen in den Ankauf von US-Staatsanleihen, hochverzinslichen Unternehmens-Anleihen, Aktien, Immobilien oder auch als Einlagen an Banken.

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