Das ZEW betrachtete dieselben 51 europäischen Großbanken, die unlängst den Stresstest der europäischen Bankenaufsicht EBA durchlaufen haben. Allerdings legten die Experten deutlich strengere Maßstäbe an: Sie stützten sich auf die Methode der US-Notenbank Fed, die den heimischen Bankensektor in diesem Jahr ebenfalls auf seine Krisenfestigkeit hin untersucht hatte. Hier werden die Risiken in der Bilanz nicht individuell gewichtet. Stattdessen steht die absolute Verschuldungsquote – die sogenannte Leverage Ratio – im Vordergrund. Sie bildet das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme neutral ab.
Insgesamt diagnostizierte die ZEW-Studie für alle getesteten Banken in Europa im Fed-Krisenszenario eine Kapitallücke von 123 Milliarden Euro. Größte Sorgenkinder sind neben der Deutschen Bank die beiden französischen Häuser Société Générale (13 Milliarden) und BNP Paribas (zehn Milliarden). Ihre Marktkapitalisierung liegt allerdings klar über diesen Werten.
Für ZEW-Bankenexperte Steffen liegt der Schlüssel zur Problemlösung ohnehin woanders: „Die USA haben ihre Schlüsse gezogen und bereits 2008 umfangreiche Maßnahmen zur Rekapitalisierung des amerikanischen Bankensektors getroffen“, erklärte er. „In Europa fehlt dazu noch der politische Wille.“
Deutsche-Bank-Chef John Cryan argumentiert, das Institut könne seine Kapitaldecke Schritt für Schritt aus eigener Kraft aufpolstern, indem es kleiner wird und Risiken in der Bilanz abbaut. Beim jüngsten Stresstest hatten vor allem Rechtsrisiken dazu geführt, dass die Deutsche Bank – an der Seite der Commerzbank – auf einem der letzten zehn Plätze gelandet war. Durchfallen konnte dieses Mal niemand. Die Europäische Zentralbank als Oberaufseherin über die Großbanken auf dem Kontinent will die Stresstest-Ergebnisse aber berücksichtigen, wenn sie bald wieder die individuellen Kapitalanforderungen berechnet.
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