Seine ungewöhnliche Aufforderung an türkische Singles ließ der Premier am 22. Oktober auf einer Kundgebung in Şanlıurfa verlauten. Er kündigte an, dass die türkische Regierung behilflich sein würde, falls es den Eltern nicht gelänge, die jungen Leute zu verheiraten. Eine solche Hilfe könne dann im Rahmen des Beschäftigungs- und Unternehmerprogramms der AKP stattfinden.
Davutoğlu habe zugesichert, dass junge Absolventen, die ein Unternehmen gründeten, durch Zuschüsse und Steuererleichterungen unterstützt würden. Das einzige, was man bislang nicht direkt unterstützen könnte, wäre die Ehe.
„Sobald Sie einen Job, ein Gehalt und zu Essen haben, was fehlt da noch? Eine Frau. Wir wollen, dass die Menschen in diesem Land gedeihen. Wir wollen, dass sie Kinder bekommen und gleichzeitig einem Beruf nachgehen“, zitiert die türkische Zeitung Hürriyet den Premier. „Wenn Sie also sagen: ‚Ich brauche eine Frau.‘ Können sie zuerst ihre Eltern fragen. Und so Gott will, werden diese eine Passende für Sie finden. Gelingt es ihnen nicht, dann können Sie zu uns kommen.“ Wie eine solche Unterstützung konkret aussehen könnte, darüber schweigt sich Davutoğlu jedoch aus.
Übrigens: Die Mehrheit der türkischen Gesellschaft ist offenbar der Auffassung, dass Frauen idealerweise zwischen 18 und 24 Jahren heiraten sollten. Bei den Männern ist man sich hier übrigens nicht so einig.
Regelmäßig befragt das türkische Ministerium für Familie und Soziales die Bürger des Landes zu verschiedenen Themen rund um ihrem Lebenswandel. 2013 ging die Behörde abermals der Ehe auf den Grund. Die Frage: Wann sollten Frauen und Männer idealerweise heiraten?
20.730 Personen nahmen an der Umfrage des Ministeriums teil. 10,307 von ihnen waren Frauen. Im Hinblick auf die Damen herrscht innerhalb der türkischen Gesellschaft offenbar weitestgehende Einigkeit. Rund 60 Prozent sind überzeugt, dass die Zeit zwischen 18 und 24 Jahren die beste Zeit zum heiraten wäre. Länger zu warten, das kommt demnach nur für ganz wenige infrage. Lediglich 2,4 Prozent sagen, 30 bis 34 Jahre sei hierfür ideal, so die türkische Zeitung Hürriyet. Seit einigen Jahren steigt in der Türkei allerdings auch die Scheidungsrate (mehr hier).
Und wie steht es mit den Herren? Gut die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer sind der Ansicht, dass für sie zwischen 25 und 29 Jahren die richtige Zeit sei. 17 Prozent sind jedoch der Ansicht, dass ein Alter zwischen 35 und 44 geeigneter wäre, um sich häuslich niederzulassen. Nur 30 Prozent glauben, dass auch junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren unter die Haube sollten.
Eheglück: Viele werden in der Familie fündig
Doch bevor es überhaupt vor den Traualter geht, müssen sich die künftigen Ehegatten erst einmal finden. Wo das genau geschieht? Auch darüber haben die Umfrage-Teilnehmer Auskunft gegeben. Demnach hätten 41 Prozent ihren ersten Ehepartner durch Familienmitglieder oder Verwandte kennen gelernt. 39 Prozent gaben an, ihre Liebe in der Nachbarschaft gefunden zu haben. Nur sieben Prozent will den Mann oder die Frau fürs Leben im Freundeskreis entdeckt haben. In der Schule seien demnach noch weniger fündig geworden. Lediglich drei Prozent heirateten ihre Schulliebe. Unterdessen hat sich allerdings auch die Zahl der Singles in der Türkei in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt (mehr hier).
Übrigens, mehr als 80 Prozent der Ehen sollen mit dem Segen der Familie und natürlich auf Grund eigener Überzeugungen geschlossen worden sein. Immerhin neun Prozent gaben jedoch an, dass die Familie die eigene Ehe beschlossen hätte.
Hochzeit in Deutschland: Beide sind über 30
Und wie steht es in Deutschland? Das durchschnittliche Heiratsalter lediger Frauen in Deutschland lag im Jahr 2011 bei 30,5 Jahren. Im Zeitraum von 1991 bis 2011, so das Statistische Bundesamt, habe sich das durchschnittliche Heiratsalter lediger Frauen in Deutschland um gut vier Jahre von 26,1 auf 30,5 Jahre erhöht. Ähnlich alt sind auch die deutschen Männer bei ihrer Eheschließung. Das durchschnittliche Heiratsalter lediger Männer lag demnach im Jahr 2011 bei 33,3 Jahren. Sie zögerten ihr Ja-Wort in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt um ganze fünf Jahre hinaus. Von 28,5 auf 33,3 Jahre.
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