Es gebe zwar schon viele Firmen - von Handwerk und Mittelstand bis hin zu den großen Konzernen - die eine Menge für die Integration leisteten, sagte Merkel. Trotzdem müssten Regierung und Wirtschaft darüber nachdenken, wie gemeinsam noch mehr getan werden könnte.
Auch die Bundesregierung sehe sich dabei in der Pflicht, sagte die Kanzlerin. Die Regierung müsse ihrerseits sehen, "wo noch bürokratische Regelungen einem schnelleren Einstieg ins Berufsleben im Weg stehen". Dabei seien auch Hinweise aus der Wirtschaft wichtig: "Uns ist jeder Hinweis aus der Praxis willkommen, um noch effektiver werden zu können", sagte Merkel.
Merkel: Politik hat bereits einiges bewegt
Die Politik habe allerdings bereits einiges bewegt, um die Rahmenbedingungen zu verbessern, beteuerte die Kanzlerin. So gebe es inzwischen Rechtssicherheit für Asylbewerber und Geduldete, die eine Berufsausbildung antreten. Auch der Zugang zur Leiharbeit sei verbessert worden.
Bislang bieten viele große Arbeitgeber kaum Jobs für Flüchtlinge. Die 30 größten Unternehmen im Deutschen Aktienindex Dax hatten nach einer im Juli veröffentlichten Umfrage der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nur 54 Flüchtlinge eingestellt. Mitte September soll es ein Treffen zwischen Merkel und den Vorstandschefs der wichtigsten deutschen Konzerne zu dieser Frage geben.
SPD-Fraktionschef im Bundestag, Thomas Oppermann, erwartet, dass die Vorstände der Bundeskanzlerin dann "konkrete Zusagen machen", wie er Mitte der Woche gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte. Viele Unternehmenschefs hätten "vor einem Jahr die Ankunft der Flüchtlinge als eine Chance für unsere Gesellschaft begrüßt", sagte Oppermann. "Ich erwarte jetzt, dass diesen Worten auch Taten folgen."
Wirtschaft weist mangelndes Engagement zurück
Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer, hatte Vorwürfe zurückgewiesen, wonach sich die Wirtschaft nicht genügend für die Flüchtlingsintegration engagiere. "Die Integration von Flüchtlingen ist ein langer Weg, darüber muss sich auch die Politik im Klaren sein", sagte Schweitzer der "Saarbrücker Zeitung".
Von dem Tag, an dem ein Flüchtling deutschen Boden betrete, bis zu dem Punkt, wo er in der Lage sei, eine Ausbildung oder Einstiegsqualifizierung anzufangen, vergingen durchschnittlich zwei Jahre, gab der Verbandschef zu bedenken. Kernproblem seien die fehlenden Sprachkenntnisse. Der Spracherwerb brauche Zeit. "Deshalb gehen auch Vorwürfe ins Leere, die den Betrieben hier zu wenig Engagement unterstellen", sagte Schweitzer.
Quelle: n-tv.de
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