Der Patriarch von Konstantinopel, Bartholomäus I., gilt als Befürworter der Gülen-Bewegung. Der Patriarch und der islamische Prediger Gülen befinden sich beide im pro-amerikanischen Lager. Die USA haben mittlerweile einen großen Einfluss auf den Patriarchen von Konstantinopel.
Der US-Diplomat berichtet: „Kongregationen in den USA und Spenden von amerikanischen Unternehmern mit griechischen Wurzeln sind die wichtigsten Einnahmequellen für das Ökumenische Patriarchat. Die USA halten den Zustand der religiösen Minderheit in der Türkei als ein Ass im Ärmel, um Druck auf die Türkei auszuüben. Darüber hinaus kann der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel als primus inter pares unter den Köpfen der anderen autokephalen Kirchen Einfluss auf die ganze orthodoxe Welt nehmen. Und die US-Geheimdienste könnten so eine Chance nicht verpasst haben. Eines der Mitglieder der amerikanisch-israelischen Lobby im Patriarchat von Konstantinopel ist Vater Alexander Karloutsos, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist und Erzbischof Demetrios nahesteht. Dank seiner Beziehungen zu hochrangigen Beamten und griechisch-amerikanischen Milliardären ist er im Grunde die einzige Person, die den Geldfluss von den USA aus nach Istanbul kontrolliert. Das gibt ihm weitreichende Möglichkeiten, Druck auf das Ökumenische Patriarchat auszuüben. Auf der anderen Seite befindet sich Karloutsos auch in guten Beziehungen zum Ex-CIA-Chef George Tenet und dem Prediger Fethullah Gülen, der mit den US-Geheimdiensten kooperiert. Das bedeutet, dass die Höhe der Finanzierung aus den USA direkt an den Erfolg der Köpfe des Patriarchats bei ihrer Aufgabenerfüllung gebunden ist, die wiederum von den US-Behörden vorgegeben wird.“
Der Patriarch von Konstantinopel hat mehrmals zum Ausdruck gebracht, dass er und seine Gefolgschaft Gülen „lieben“ würden. Es fanden auch diverse Treffen zwischen beiden statt.
Während die direkte Finanzierung des Patriarchats von Konstantinopel sich – wie nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs – als Problem für die innere Sicherheit der Türkei erweisen könnte, ist die Abhängigkeit des Patriarchats von den USA vor allem eine Gefahr für das Patriarchat von Moskau. Während Russland über das Moskauer Patriarchat Einfluss auf die orthodoxen Christen in der Welt nehmen will, wollen die USA die orthodoxen Christen über das Patriarchat von Konstantinopel kontrollieren. Patriarch Bartholomäus I. und Patriarch Kirill aus Moskau gelten als die zwei stärksten Patriarchen der orthodox-christlichen Welt, berichtet die Hürriyet.
Dem türkischen Historiker Ilber Ortayli zufolge betreffen die Machtkämpfe beide Patriarchate vor allem die USA und Russland, doch weniger die Türkei, da die Türkei keinen Anspruch hat, die orthodoxen Christen zu kontrollieren. Der Diplomatic Observer berichtet, dass die USA und die EU das Patriarchat von Konstantinopel ganz unverhohlen gegen das Patriarchat von Moskau unterstützen.
Die „religiöse Expansion“ der pro-amerikanischen Kirchen stellt sich zu einem Problem für Russland dar. In den vergangenen Jahren hat sich die Estnische Apostolische Orthodoxe Kirche dem Patriarchat von Konstantinopel angeschlossen. Doch auch die Ukrainische Orthodoxe Kirche will sich dem Patriarchen von Konstantinopel unterordnen, so das Blatt.
Auffällig ist, dass es vor allem Kirchen aus dem Baltikum und in den Nachbarländern Russlands sind, die es in das pro-amerikanische Lager unter dem Patriarchen von Konstantinopel zieht.
Entscheidend für die Einflussnahme des Patriarchats von Konstantinopel in der orthodoxen Welt ist, dass die Türkei dem Patriarchat erneut die Ausbildung von Priestern erlaubt. Doch das Patriarchat lehnt hierbei unter Berufung auf die Religionsfreiheit eine staatliche Einflussnahme auf den Lehrplan ab. Dies will der türkische Staat nicht zulassen, weil die Priester des Patriarchats während des Zerfalls des Osmanischen Reichs an der Aufwiegelung und Bewaffnung von Christen gegen die Türken beteiligt gewesen ist. Das Patriarchat von Konstantinopel war maßgeblich an der Zerstörung des Osmanischen Reichs beteiligt.
Das Patriarchat von Moskau gibt der Ausbildung von Priestern in Istanbul ebenfalls keine Unterstützung. Die Russen sind überzeugt davon, dass die USA über das Patriarchat von Istanbul vor allem in die Regionen Russlands eindringen wollen, um ihren Einfluss direkt in Russland geltend zu machen und die Russische Föderation möglicherweise zu spalten.
Hughes wirft in seinem Artikel die Frage auf, wie Erdogan nun mit dem Patriarchat von Konstantinopel umgehen soll? Es würde sich anbieten, die Auslandsfinanzierung des Patriarchats durch die USA zu stoppen und zu verhindern. Entscheidend sind hierbei die finanziellen Verflechtungen. Die Türkei hätte wiederum dann die Möglichkeit, mit dem Patriarchat zu kooperieren, um seinen eigenen Einfluss auf die orthodoxen Christen geltend zu machen.
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