Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete Sonntagmorgen unter Berufung auf eine Mitteilung des Gouverneurs der gleichnamigen Provinz von 30 Todesopfern.
Ein Abgeordneter der Regierungspartei AKP, Samil Tayyar, äußerte laut der Nachrichtenagentur Dogan die Vermutung, dass hinter dem Anschlag die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) steht, die jenseits der nahen Grenze in Syrien weite Gebiete beherrscht.
Präsident Recep Tayyip Erdogan werde ständig über die Lage informiert, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu. Er vermutet ebenfalls, dass der IS hinter dem tödlichen Anschlag steckt. Die IS-Miliz sei der "mutmaßliche" Drahtzieher des Attentats in Gaziantep, erklärte Erdogan am Sonntag. "Unser Land und unsere Nation haben erneut nur eine Botschaft an diejenigen, die uns angreifen: Ihr werdet keinen Erfolg haben!", fügte er hinzu.
Das Ziel solcher Anschläge sei es, verschiedene Bevölkerungsgruppen "entlang ethnischer und religiöser Linien gegeneinander aufzuwiegeln". Die Türkei werde einer solchen Provokation aber nicht nachgeben und stattdessen "Einheit, Solidarität und Brüderlichkeit" demonstrieren.
Auch der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim hat den Bombenangriff verurteilt. Die Attacke in Gaziantep habe "eine Hochzeitsfeier zu einem Ort der Trauer" gemacht, erklärte er. "Egal, wie diese verräterische Terrororganisation genannt wird, wir als Volk, als Staat und als Regierung werden unseren Kampf gegen sie fortsetzen", sagte er.
Sein Stellvertreter Mehmet Simsek reiste in der Nacht gemeinsam mit Gesundheitsminister Recep Akdag nach Gaziantep, um den Tatort und die Verletzten zu besuchen. "Das ist ein Massaker beispielloser Grausamkeit und Rohheit", sagte er. Die Türkei stünde allen Terrororganisationen einheitlich gegenüber. Es sei zu früh, um sagen zu können, welche Gruppe hinter dem Attentat stecke, sagte Simsek.
Zahlreiche Krankenwagen rasten zum Anschlagsort. In sozialen Medien kursierten Videos, die chaotische Szenen zeigten. Menschen schalteten die Taschenlampenfunktion ihres Smartphones ein und irrten auf der Suche nach verletzten Freunden und Angehörigen umher. Am Boden lagen viele blutende Menschen.
Mehrfach Anschläge des IS im Südosten
Die Hochzeitsfeier fand nach Medienberichten unter freiem Himmel nahe der Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien statt. In diesem Teil Gazianteps wohnen hauptsächlich Kurden, wie es hieß.
Im Südosten der Türkei operiert die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Auch die Terrormiliz IS hat in der Region schon mehrfach Anschläge verübt.
Das Auswärtige Amt rät von Reisen in das türkische Grenzgebiet zu Syrien und zum Irak ab und nennt dabei auch Gaziantep.
Am Donnerstag waren bei einer Anschlagserie auf türkische Sicherheitskräfte insgesamt 14 Menschen getötet und rund 300 weitere verletzt worden. Zu einem der Anschläge bekannte sich die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK).
Quelle : welt.de
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