Tausende demonstrieren in Köln gegen Hooligan-Kundgebung
Die Lage in Köln war zeitweise äußerst angespannt. Die Polizei setzte am Nachmittag unweit der Hooligan-Versammlung auf einem Platz am Bahnhof im rechtsrheinschen Stadtteil Deutz kurzzeitig einen Wasserwerfer ein, um Linksautonome zurückzudrängen. Diese hatten nach Polizeiangaben zuvor Beamte mit Steinen und Feuerwerkskörpern beworfen.
Bei einer Schlägerei zwischen Antifa-Aktivisten und Hooligans wurden zudem nach Angaben der Bundespolizei vor dem Beginn der Demonstration fünf Hooligans im Deutzer Bahnhof leicht verletzt. Zwei Angreifer wurden festgenommen. Bereits am Vormittag waren Polizisten von rund 150 Linksextremisten angegriffen und mit Schlagstöcken und Reizgas abgewehrt worden. Bei Steinwürfen auf ein Polizeiauto wurde ein Beamter zudem durch Glassplitter leicht verletzt.
Am späten Sonntagnachmittag löste sich die Hogesa-Kundgebung langsam auf. Während der Abreise der Hooligans wurde am Abend kurzzeitig der Zugang zum linksrheinisch gelegenen Kölner Hauptbahnhof gesperrt, vor dem zahlreiche Gegendemonstranten aufgezogen waren. Vor dem Hauptbahnhof neben dem Kölner Dom fuhr ein Wasserwerfer auf, der jedoch nach Polizeiangaben nicht eingesetzt wurde.
Zuvor hatten mehrere Redner der Gegendemonstration am Deutzer Bahnhof an die Messerattacke auf die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker am 17. Oktober erinnert. Zu dem offenbar fremdenfeindlich motivierten Mordanschlag eines 44-jährigen Mannes auf Reker habe auch das Gedankengut von Hooligans und Rechtsextremen beigetragen, sagte einer der Redner. Reker war am Tag vor ihrer Wahl von dem offensichtlich rechtsextremen Attentäter schwer verletzt worden und musste notoperiert werden.
Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers bedankte sich nach den Demonstrationen am Sonntagabend bei den eingesetzten Beamten. "Ich bin froh, dass ein Großteil der Gegendemonstranten meinem Appell gefolgt ist und ein friedliches Zeichen gegen rechte Gewalt und Fremdenfeindlichkeit gesetzt hat", erklärte der Behördenleiter.
Vor einem Jahr hatte es in Köln bei einer Kundgebung der Gruppierung "Hooligans gegen Salafisten" (Hogesa) schwere Krawalle gegeben: Bei den Ausschreitungen am 26. Oktober 2014 am Kölner Hauptbahnhof wurden fast 50 Polizisten verletzt.
Die Organisatoren der Kundgebung von Hooligans und Rechten am Sonntag hatten zunächst einen Demonstrationszug und eine Demonstration unter dem Motto "Köln 2.0" angemeldet. Die Polizei untersagte beides und verwies dabei auch auf die Ereignisse im vergangenen Jahr. Das polizeiliche Komplettverbot der erneuten Hooligan-Versammlung hatte vor den Gerichten allerdings keinen Bestand.