Ende der Gastfreundschaft für Kim Dotcom?

  25 Auqust 2016    Gelesen: 743
Ende der Gastfreundschaft für Kim Dotcom?
Internet-Unternehmer Kim Dotcom soll an Amerika ausgeliefert werden. Dagegen wehrt er sich, denn ihm würden viele Jahre Gefängnis drohen. Die Neuseeländer wären Dotcom aber gerne los.
Das Leben von Kim Dotcom lässt jeden Drehbuchschreiber einer Seifenoper vor Neid erblassen. Der umstrittene deutschstämmige Internet-Unternehmer hatte scheinbar alles erreicht: Den rasanten Aufstieg zum Millionär, die Luxusvilla in seiner Wahlheimat Neuseeland, den Helikopter, die Partys. Doch dann kam der Fall: Ein Polizeieinsatz im Morgengrauen, die Handschellen klickten. Die Ehefrau verschwand eines Nachts.

Und mittendrin war da noch eine Giraffenstatue namens Karl: „Meine Giraffe hat alles gesehen. Partys. Bürgermeister in Hubschraubern. Razzia im Morgengrauen. Den Launch von Mega. Die Flucht der Prinzessin. Spielende Kinder. Tschüss Karl“. Mit diesen Worten verabschiedete sich der 42 Jahre alte Internetgründer auf Twitter von seinem Luxusanwesen in Auckland.

Dotcom stammt aus Kiel und wurde unter seinem ursprünglichen Namen Kim Schmitz in der deutschen Hackerszene bekannt, bevor er ihn offiziell ändern ließ. Seine Tauschplattform Megaupload wurde 2012 nach FBI-Ermittlungen abgeschaltet. Über das Portal wurden laut Vorwürfen der amerikanischen Ankläger massenhaft illegale Kopien von Filmen und Musik verbreitet. Das Einkommen von Dotcom wurde von Ermittlern im Jahre 2010 auf 48 Millionen Dollar geschätzt.

Gericht stimmt Auslieferung nach Amerika zu

Ein neuseeländisches Gericht stimmte der Auslieferung in die Vereinigte Staaten zu, dort droht ihm eine langjährige Haftstrafe. In einer Anhörung voraussichtlich am 29. August will Dotcom dagegen angehen. Er weist die Vorwürfe zurück - er habe nur eine Plattform betrieben und keine Kontrolle darüber gehabt, was Nutzer speicherten. Zudem kündigte er einen Neustart von Megaupload für 2017 an.

Mit seiner neuen Partnerin lebt der gebürtige Kieler jetzt in einem Penthouse im Hafenviertel von Auckland. Er nennt es „das Piratenschiff“. Für den Journalisten David Fisher, Autor des Buches „The Secret Life of Kim Dotcom“, (“Das geheime Leben des Kim Dotcom“), hat die Dotcom-Saga Suchtfaktor: „Da ist Dotcom, der mehr Geld hat als Gott, mit einer wunderschönen Frau, die ihn verlässt, ersetzt durch eine Jura-Studentin, die halb so alt ist wie er. Und ein Haufen hübscher Kinder, die in diesem tollen Apartment leben.“ Ihn fasziniert der wuchtige, immer schwarz gekleidete Deutsche: „Ihm fehlt nur noch eine flauschige weiße Katze zum Superschurken aus einem James-Bond-Film.“

Die Neuseeländer seien indes der Dotcom-Show überdrüssig, sagt Fisher. Anfangs hätten sie ihn noch für seinen Widerstand gegen „die da oben“ bewundert, aber als der Deutsche 2014 versuchte, mit der von ihm gegründeten Internet-Partei groß in die Politik einzusteigen, sei es mit der Sympathie vorbei gewesen. „Plötzlich hatten wir da diese sehr bombastische Person, die noch nicht mal ein Staatsbürger war, der versucht hat, sich in die Wahlkabinen der Menschen zu drängeln.“ Die Partei errang keinen einzigen Parlamentssitz.

In Neuseeland unbeliebt

Seitdem mehren sich die Stimmen, dass Neuseeland ohne den Millionär besser dran wäre. Die Faszination und seinem Lifestyle sei vorübergehend gewesen - etwa wie ein „Freak der Woche“, so Fisher.

Die Regierung jedenfalls wäre wohl froh, wenn Dotcom nicht mehr ihr Problem wäre. Nach den Wahlen 2014 sagte der sichtlich erleichterte Regierungschef John Key, die Wähler hatten sich gegen Ausländer ausgesprochen, die den Urnengang beeinflussen wollten. Es sei Zeit, dass der Fall Dotcom die Gerichtsinstanzen durchschreite. Doch die Wellen, die der Fall schlug, ziehen weite Kreise. Denn ach Enthüllungen, Dotcom sei Ziel illegaler Überwachung gewesen, kommen nun Gesetze, die die Arbeit der Geheimdienste transparenter machen sollen, erklärt der Sicherheitsexperte Rhys Ball.

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Der Gründer von Mega und Megauplopad selbst rechnet damit, dass es noch Jahre dauern könnte, bis die Gerichte über seine Auslieferung entscheiden: „Ich werde niemals an das Land der korrupten Politiker und manipulierten Gerichte ausgeliefert werden“, twitterte er.


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