Nicht nur Kinder sind in Gefahr, wenn sie in einem immer heißer werdenden Auto eingeschlossen sind. Auch für Hunde ist die Situation qualvoll und lebensbedrohlich.
Zudem sind Hunde nicht wie Menschen in der Lage, sich durch Schwitzen abkühlen. Lediglich an den Pfoten können sie in ähnlicher Form transpirieren. Im Sommer nicht zu überhitzen, erfordert von den Tieren daher größere Anstrengungen. Was Menschen als Wärme genießen, ist für Hunde oft schon plagende Hitze. Schon bei 30 Grad Celsius wird es problematisch für die Vierbeiner.
Ist es zu warm, nutzt das Hecheln nichts mehr
Hund hecheln, um nicht zu überhitzen. Ähnlich wie der verdunstende Schweiß die Haut kühlt, sorgt der verdunstende Speichel in Zunge und Rachenraum für Abkühlung.
Aber: "Ist die Umgebung zu warm, nutzt das Hecheln nichts mehr", sagt Martin Kramer, Vorsitzender der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft.
Ein Hund, der im heißen Auto eingesperrt ist, hechelt also immer schneller, doch seine Körpertemperatur steigt trotzdem.
Es kann sein, dass ihm übel wird und er sich erbricht.
Das Tier wird unruhig, sogar panisch.
Der Kreislauf macht immer stärkere Probleme, bis er kollabiert.
Weil das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird, wird der Hund ohnmächtig.
Die Atmung setzt aus, das Herz bleibt stehen.
Wenn jetzt keine Hilfe kommt, stirbt das Tier.
Es wird schon nach Minuten gefährlich
Wie schnell sich die Luft in einem parkenden Auto aufwärmt, haben US-Forscher 2010 vor dem Hintergrund untersucht, dass in den USA jedes Jahr mehr als 30 Kinder sterben, nachdem sie einen Hitzeschlag im Auto erlitten haben. Steht das Auto in der Sonne, kann die Temperatur in nur zehn Minuten um sieben Grad steigen, nach einer halben Stunde hat sie sich um 16 Grad erhöht, nach einer Stunde um 26. Die Forscher maßen dabei Innenraumtemperaturen über 70 Grad Celsius.
Es wird also schon nach Minuten gefährlich, nicht erst nach Stunden.
Im Schatten parken, dem Hund einen Napf voll Wasser hinstellen, das Fenster einen Spalt breit offen lassen: Das alles reicht nicht, um das Tier vor dem gefährlichen Hitzeschlag zu schützen.
Hunde, die ohnehin schon Atemprobleme haben, wie der Mops oder englische und französische Bulldogge, seien noch schneller in Gefahr als andere Rassen, sagt Tierarzt Kramer. Aber kein Hund sollte bei Hitze im Auto gelassen werden, sagt er. "Wenn man ein Tier hat, kann man ihm doch nicht so etwas antun."
Kann als Tierquälerei geahndet werden
"Wer ein Tier bei Hitze im Auto zurücklässt, handelt verantwortungslos und verstößt gegen das Tierschutzgesetz und gegen die Tierschutz-Hundeverordnung", teilt der Deutsche Tierschutzbund auf Anfrage mit. Das könne als Tierquälerei mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder einer Geldstrafe geahndet werden, falls der Hund sterbe oder erhebliche Schmerzen erleide. Daneben könne ein Hundehaltungsverbot ausgesprochen werden. Liege keine Tierquälerei vor, könne dem Halter wegen einer Ordnungswidrigkeit eine Geldbuße von bis zu 25.000 Euro auferlegt werden.
Dennoch lassen immer wieder Herrchen oder Frauchen ihren Hund im Auto zurück. "Bei uns werden im Sommer regelmäßig Hunde abgegeben, die im Auto einen Hitzeschlag erlitten haben", sagt Kramer, der die Klinik für Kleintiere (Chirurgie) der Justus-Liebig-Universität Gießen leitet. Oft sind es Polizisten, die die Hunde in die Klinik bringen. Oder Passanten, die eine Autoscheibe eingeschlagen haben, um den Hund zu retten.
Darf man die Autoscheibe einschlagen?
Darf man Hunde auf diese Weise retten? "Wer ein Tier in Not bemerkt, sollte umgehend versuchen, den Halter des Fahrzeugs ausfindig zu machen, indem er zum Beispiel im Supermarkt den Fahrer des geparkten Autos ausrufen lässt", so der Tierschutzbund. Sei das nicht möglich, solle man Polizei oder Feuerwehr informieren, um das Auto öffnen zu lassen. "Allerdings muss nachweislich nach dem Fahrzeughalter gesucht werden." Sei das Tier erkennbar in akuter Lebensgefahr und man könne weder den Halter noch die Polizei rechtzeitig herbeirufen, dürfe man das Tier selbst aus dem Auto retten. Aber: "Wer eine Fensterscheibe einschlägt, kann allerdings dafür gegebenenfalls wegen Sachbeschädigung belangt werden."
Und wie leistet man Erste Hilfe bei einem Hund mit Hitzeschlag? Er sollte schnellstmöglich in die nächste Tierarztpraxis. Dort können die Profis auch eine Herzmassage durchführen, den Hund beatmen, Infusionen legen und andere notwendige Maßnahmen einleiten. Hilfreich ist, den überhitzten Hund zu kühlen, zum Beispiel indem man ihn mit feuchten, kühlen Handtüchern bedeckt.
Quelle : spiegel.de
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