Stück für Stück baut China seine Flugzeugindustrie aus

  29 Auqust 2016    Gelesen: 817
Stück für Stück baut China seine Flugzeugindustrie aus
Der erste selbst entworfene Regionaljet fliegt bereits. Jetzt will China dafür auch die Teile selbst machen - in Peking entsteht ein riesiger Turbinenhersteller. Airbus und Boeing müssen die neue Konkurrenz fürchten.
Ende Juni ist in der westchinesischen Stadt Chengdu Chinas ein erstes selbst gebautes Passagierflugzeug in den Liniendienst gestartet: Der kleine Regionaljet namens ARJ20 kann 70 Passagiere befördern und wird gebaut vom staatlichen Hersteller Comac aus Schanghai.

Noch in diesem Jahr soll dessen größeres Modell C919 zum Jungfernflug in den Schanghaier Himmel abheben. Die Maschine bietet bis zu 160 Passagieren Platz und ist ein direkter Angriff auf das bisher von Airbus und Boeing beherrschte Segment der Kurzstreckenflieger.

Auf ins „China 2026“

Stück für Stück baut sich China seine eigene Flugzeugindustrie auf. Die Führung in Peking sieht im Bau eigener Flieger eine Schlüsseltechnologie der Zukunft und eine Chance, mit günstigen chinesischen Produkten einen riesigen Weltmarkt aufzurollen. Nun ist der nächste Schritt auf dem Weg dorthin erfolgt: im Reich der Mitte entsteht per Dekret ein gigantischer Hersteller von Flugzeugturbinen.

Fast 100.000 Menschen werden beim Staatskonzern Aero Engine Corporation of China (AECC) beschäftigt sein, der aus dem Zusammenschluss mehrerer kleiner Firmen entsteht. Am Sonntag haben chinesische Staatsmedien Parteichef und Präsident Xi Jinping zitiert, der den neuen Triebwerksproduzenten als „strategischen Schritt“ auf dem Weg zu dem bezeichnet, was die Regierung „China 2026“ getauft hat: eine Hochtechnologieökonomie, die immer mehr Dinge selbst kreiert und in Eigenregie herstellt, die früher von westlichen Firmen kamen. China soll künftig nicht nur Produkte im fremden Auftrag zusammenschrauben, sondern diese selbst erfinden – und die Wertschöpfung im Land halten.

Das neue Unternehmen hat einen Kapitalstock von 50 Milliarden Yuan (rund 6,7 Milliarden Euro) und soll mehrere Tochter-Gesellschaften von Staatsunternehmen vereinen. China baut bislang keine eigenen Flugzeugtriebwerke. Das einheimische Passagierflugzeug C919 verwendet Technik von CFM International, einem Gemeinschaftsunternehmen von General Electric aus den Vereinigten Staaten und Safran aus Frankreich. Die besten chinesischen Militärflieger wiederum haben laut der Nachrichtenagentur Xinhua russische Triebwerke.

Nach dem Präsidenten meldete sich zum neuen Triebwerkshersteller auch Ministerpräsident Li Keqiang zu Wort, um deutlich zu machen, dass es sich tatsächlich um eine Chefsache handelt. AECC solle ein weltweit führendes Unternehmen auf dem Gebiet des Triebwerkbaus werden, gab Li die Marschrichtung vor. Einen Zeitrahmen nannte er für dieses ehrgeizige Ziel allerdings nicht. An ihrem ersten kleinen Regionaljet hatten die Chinesen immerhin 14 Jahre lang gebaut, bis er im Juni wirklich abhob.


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