An der unbemannten China-Mission mit dem Satelliten "Gaofen-10" ist vieles rätselhaft und erinnert an die Zeiten des Kalten Krieges, als zahlreiche Vorhaben geheimnisumwittert waren. Der Start am vergangenen Mittwoch wurde nicht offiziell angekündigt. Es gab nur Hinweise für Piloten, einige Regionen zu meiden. Eine Liveübertragung von Starts ist in China ohnehin selten. Diesmal gab es erst 16 Stunden nach dem Abheben ein paar offizielle Bilder von der Rakete "Langer Marsch 4C". Zu diesem Zeitpunkt dürfte den Offiziellen klar gewesen sein, dass die Mission ein Fehlschlag war.
Die Rakete sollte einen sogenannten zivilen Erdbeobachtungssatelliten ins All transportieren. Über die vermutlich mehrere Tonnen schwere Nutzlast "Gaofen-10" gibt es im Westen wenig Details und viele Spekulationen. Der Satellit gehört zur "Gaofen"-Serie, mit der Peking seit 2013 ein Netz von Spähern im All aufbaut. Offiziell dient das Projekt namens "Cheos" zivilen Zwecken, beispielsweise der Katastrophenhilfe nach Erdbeben. An den detailreichen Bildern aus dem All sind aber auch die Militärs interessiert.
China hat sehr ehrgeizige Raumfahrtpläne
Nach dem Start der Rakete lief anfangs wohl alles wie geplant. In sozialen Netzwerken tauchten Bilder von ausgebrannten Raketenstufen und Satellitenabdeckungen auf, die nach Plan auf die Erde fielen. Aber wo ist "Gaofen-10"?
Normalerweise berichten Chinas offizielle Medien binnen Stunden vom erfolgreichen Aussetzen der Nutzlast. Diesmal gibt es keine offizielle Mitteilung. Alles deutet auf einen Fehlschlag der Mission hin. Untermauert wird dies durch US-Militärs. Es sei bei dieser Mission kein Objekt in einer Umlaufbahn entdeckt worden, erklärte ein Sprecher der US-Raumfahrtaufklärung im Branchendienst www.spaceflightnow.com. Experten im Westen gehen von einem Versagen der dritten Raketenstufe aus, der Satellit dürfte wohl abgestürzt oder verglüht sein.
Ein Fehlschlag wäre für China ein schwerer Rückschlag. Die Asiaten haben sehr ehrgeizige Raumfahrtpläne. Die Zahl der Raketenstarts in China liegt auf dem Niveau der Vereinigten Staaten und Russlands. Die "Gaofen-10"-Mission war bereits der 13. Start, bis Ende des Jahres sollten es 20 werden. China baut beispielsweise sein Navigationssatellitennetz schneller aus als Europa sein Galileo-Netz.
Warum China über den offensichtlichen Fehlschlag schweigt, ist nicht bekannt. Zuletzt gab es 2011 und dann 2013 bei einer chinesisch-brasilianischen Mission Probleme. Die jetzt verwendete Version der "Langer Marsch"-Rakete versagte zuletzt vor zehn Jahren. Womöglich will Peking keine Nervosität über die Raumfahrtsicherheit aufkommen lassen, denn es steht in diesem Jahr mit "Shenzhou 11" noch die sechste bemannte Mission des Landes an.
Auch vor dem Start versichert
Unterdessen versuchen die Experten beim US-Raumfahrtunternehmen SpaceX das Datenpuzzle bei der jüngsten Explosion zusammenzusetzen. Das Unglück ereignete sich beim Betanken. Allein 3000 Datenströme würden ausgewertet, heißt es bei SpaceX. Auch die Versicherungen sind an der Unfallursache interessiert.
Angeblich war der "Amos 6"-Satellit auch für den Fall versichert, dass die Rakete noch nicht gestartet ist. Die Aktien von Satellitennutzerfirmen kamen nach dem Unglück unter Druck. Die Firma Eutelsat, die gemeinsam mit Facebook den jetzt verbrannten Satelliten nutzen wollte, gab bekannt, dass aus dem Satellit nunmehr jährlich niedrige zweistellige Millionenumsätze fehlen.
Quelle : welt.de
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