Netzer droht Zwanziger mit Klage

  28 Oktober 2015    Gelesen: 667
Netzer droht Zwanziger mit Klage
Der ehemalige DFB-Präsident Zwanziger erhebt schwere Vorwürfe in der Affäre um die Fußball-WM 2006. Günter Netzer will sich das nicht mehr gefallen lassen - er stellt Zwanziger ein Ultimatum. Der wiederum erhebt neue Vorwürfe gegen Niersbach.
Günter Netzer droht dem früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger in der WM-Affäre mit einer Klage. Netzers Anwalt Ralf Höcker bestätigte übereinstimmende Berichte von "Süddeutscher Zeitung", "Bild" und "Sport Bild". Netzer hat demnach Zwanziger eine Abmahnung zustellen lassen: "Wenn er keine Unterlassungserklärung unterschreibt, werden wir klagen", sagte Höcker.

Bis Freitag um 14.00 Uhr soll Zwanziger erklären, künftig nicht mehr zu behaupten, Netzer habe einen Stimmenkauf asiatischer Fifa-Funktionäre für die WM 2006 bestätigt. Zwanziger sagte in einer Reaktion, er wisse bisher von keiner Abmahnung. "Ich habe bislang nichts gesehen. Aber wenn eine Klage kommt, ist das Netzers gutes Recht."

Netzer sagte der SZ, er wisse, "dass ich solche Verleumdungen leider noch aufwerte, wenn ich den Rechtsweg beschreite. Aber es gibt einen Punkt, an dem man so etwas nicht mehr einfach ignorieren kann. Und der ist jetzt gekommen." Höcker fügte hinzu: "Zwanziger hat offenbar vergessen, dass Frau Netzer während des gesamten Gesprächs mit am Tisch saß. Sie kann bezeugen, dass Zwanziger lügt." Er nannte, die Vorwürfe gegen seinen Mandanten seien "frei erfunden".

Netzer hat einer Aussage Zwanzigers im "Spiegel" zufolge bei einem persönlichen Treffen 2012 gesagt, mit der ominösen 6,7-Millionen-Euro-Zahlung seien die Stimmen der vier Asiaten für die Vergabe der WM 2006 gekauft worden. Netzer bestreitet dies vehement.

Neue Vorwürfe gegen DFB-Chef

Zwanziger warf derweil seinem Amtsnachfolger Wolfgang Niersbach erneut eine Lüge vor. Niersbach sei bereits 2002 über eine ominöse 6,7-Millionen-Euro-Zahlung an die Finanzkommission des Weltverbandes Fifa informiert gewesen, sagte er. Niersbach hingegen beteuert, er habe erst im Sommer dieses Jahres "auf merkwürdigen Umwegen" von Problemen mit der Zahlung erfahren und umgehend interne Untersuchungen eingeleitet.

"Es war 2002 kein Alleingang von Franz Beckenbauer, sondern die Führungsspitze des OK war eingeweiht, also Wolfgang Niersbach, Horst R. Schmidt und Fedor Radmann", betonte Zwanziger. Bislang hatte er erklärt, Niersbach sei "mindestens seit 2005" informiert gewesen.

Der frühere DFB-Generalsekretär und OK-Vize Horst R. Schmidt hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass das gesamte OK bereits 2004 Kenntnis von der Zahlung des früheren Adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus an die Fifa im Namen des Gremiums gehabt habe. Dies hatte Niersbachs Glaubwürdigkeit bereits erschüttert. Der damaligen "Provisionszahlung" an die Fifa sollte im Gegenzug ein Organisationszuschuss des Weltverbandes zur WM in Höhe von 170 Millionen Euro folgen.

Niersbach sagt Sportausschuss ab

Niersbach wird allerdings dem Sportausschuss des Bundestages vorerst nicht Rede und Antwort stehen. Das Gremium hatte Aufklärung von Niersbach verlangt und ihn zur nächsten Sitzung am 4. November eingeladen.

"Der DFB hat mir heute schriftlich mitgeteilt, dass man die Einladung für kommende Woche nicht wahrnehmen könne, da man zunächst die Ergebnisse der externen Prüfung abwarten wolle", sagte die Ausschussvorsitzende Dagmar Freitag von der SPD nun in Berlin. "Eine grundsätzliche Gesprächsbereitschaft hat der DFB aber ebenfalls signalisiert."

Auf die Frage, ob der Sportausschuss erwäge, auch andere Beteiligte in der Affäre einzuladen, sagte Freitag: "Ich kann mir vorstellen, dass alle Fraktionen ein Interesse daran haben, mit dem DFB in einer Sportausschusssitzung das Thema im direkten Austausch zu diskutieren." Die Absage von Niersbach sei aber "erst ein paar Augenblicke alt. Eine Entscheidung über das weitere Prozedere ist daher noch nicht gefallen." Darüber müssten ohnehin die Obleute der Fraktionen entscheiden.

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