Exxon weiß seit 40 Jahren vom Klimawandel

  28 Oktober 2015    Gelesen: 595
Exxon weiß seit 40 Jahren vom Klimawandel
Lange bevor die Öffentlichkeit den Begriff "Klimawandel" kannte, wusste der Erdölriese ExxonMobil bereits darüber Bescheid. Wie einst die Tabakindustrie hat der Konzern versucht, die Risiken seiner Produkte zu vertuschen. Das zeigt eine neue Untersuchung.
Das Vorgängerunternehmen des US-amerikanischen Erdölriesen ExxonMobil weiß bereits seit 1977 davon, dass sich das Weltklima durch das Verbrennen von fossilen Rohstoffen erwärmen kann. Exxon versuchte offensichtlich, mit gezielter Desinformation von den Forschungsergebnissen abzulenken, berichten "Inside Climate News" und "Scientific American".

Während einer achtmonatigen Recherche interviewten die Reporter von "Inside Climate News" vielee ehemalige Angestellte von Exxon, Wissenschaftler und Behördenvertreter und werteten hunderte Seiten interner Dokumente aus. Dabei stellte sich heraus, dass das Unternehmen bereits seit 1977 vom Klimawandel wusste. Elf Jahre bevor die Öffentlichkeit für das Thema sensibel wurde. Einer von Exxons Top-Wissenschaftlern, James Black, trug dem Management damals vor, dass "es eine große wissenschaftliche Übereinstimmung darüber gibt, dass sich das Weltklima durch die Emission von Kohlendioxid aus der Verbrennung von fossilen Rohstoffen verändert."

Ambitionierte Klima-Forschung

Exxon war in den 1970er- und 1980er-Jahren selbst ambitioniert in der Forschung rund um das Weltklima. Es bezahlte Wissenschaftler für das Erstellen von Klimamodellen und investierte über eine Million Dollar in den Umbau eines Öltankers, um zu erforschen, wie viel CO2 die Ozeane aufnehmen können. Nach heutiger Einschätzung habe das Unternehmen - vermutlich nicht in voller Absicht - so dazu beigetragen, das Thema auf die wissenschaftliche Agenda zu setzen.

Die Aussagen des Exxon-Wissenschaftlers Black jedenfalls gingen noch weiter. Ein Jahr später warnte er das Management des Konzerns, das Weltklima werde sich aufgrund der Emissionen um zwei bis drei Grad erwärmen – eine Zahl die mit aktuellen Erkenntnissen übereinstimmt. Außerdem forderte er Konsequenzen. Der Menschheit bliebe nicht viel Zeit, um eine Entscheidung zu treffen, wie der Ausstoß von CO2 verringert werden könne.

Zehn Jahre später streitet Exxon alles ab

ExxonMobil streitet heute ab, dass die Erkenntnisse der späten 1970er-Jahre tatsächlich eine so große Bedeutung hätten. Das Unternehmen möchte aber auch nicht verdächtigt werden, irgendetwas zu vertuschen. "Wir sind weder zu diesen Schlüssen gekommen, noch haben wir versucht, sie zu verbergen", sagt Exxon-Sprecher Allan Jeffers "Scientific American". "Diese Leute ziehen ein paar Dokumente, die wir öffentlich gemacht haben, aus den Archiven und stellen sie dar wie eine große Whistleblower-Enthüllung", so Jeffers über die Untersuchung von "Inside Climate News".

Doch eines ist sicher: Noch 1988, als Exxon schon über zehn Jahre von möglichen Folgen der CO2-Emissionen wusste, als Nasa-Wissenschaftler James Hansen vor dem US-Kongress über den Klimawandel sprach und die "New York Times" auf ihrer Titelseite erklärte, welche Folgen er haben könnte – als das Thema also in der Mitte der Öffentlichkeit angekommen war - bestritt der Konzern weiterhin die Eindeutigkeit der Ergebnisse.

30 Millionen für den Klimawandel-Gegenbeweis

Wie "Scientific American" berichtet, wurde Exxon sogar federführend bei einer Kampagne, die die Öffentlichkeit von den Ergebnissen ablenken sollte. Der Konzern war an der Gründung des Global Climate Council beteiligt, der den Einfluss des Menschen auf den Klimawandel infrage stellen sollte und war maßgeblich daran beteiligt, die USA an der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls abzuhalten, so "Scientific American". Wie massiv US-amerikanische Großkonzerne versuchen, die Öffentlichkeit über den Klimawandel zu täuschen, dokumentiert etwa die "Union of Concerned Scientists" in ihren "Climate Deception Dossiers" – zu deutsch etwa den "Klima-Täuschungs-Dossiers".

Über 30 Millionen US-Dollar hat Exxon und das Nachfolgeunternehmen ExxonMobil seit Ende der 1980er-Jahre darin investiert, Fakten gegen den Klimawandel zu schaffen, schätzt Greenpeace. Kenneth Kimmel, Präsident der Union of Concerned Scientists sagt "Scientific American": "Die Hälfte der Treibhausgasemissionen des Menschen wurden nach 1988 getätigt. Wären die großen Unternehmen von damals an ein Teil der Lösung des Problems gewesen anstatt ein Teil des Problems, wären wir heute einen Schritt weiter. Stattdessen haben sich die Emissionen der Treibhausgase verdoppelt."

Das Magazin vergleicht das Vorgehen des Erdölkonzerns dabei mit dem der Tabakindustrie, die jahrzehntelang versuchte, die Öffentlichkeit über die gesundheitlichen Risiken des Rauchens hinwegzutäuschen. Beide Industrien seien sich bewusst, dass ihre Produkte nicht profitabel blieben, wenn die Öffentlichkeit die Wahrheit verstünde.

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