Der UN zufolge wurden mindestens 18 Lastwagen mit Hilfsladungen bei Angriffen in Orum al-Kubra westlich von Aleppo beschädigt. Sie gehörten zu einem Konvoi von 31 Fahrzeugen der UN sowie des Roten Halbmonds, die 78.000 Menschen in Orum al-Kubra versorgen wollten. UN-Vertreter Stephen O`Brien äußerte sich "zutiefst besorgt". Angaben zu möglichen Todesopfern konnte die UN zunächst aber nicht machen.
Die Vereinten Nationen haben mit Abscheu und Fassungslosigkeit auf den tödlichen Luftangriff auf einen von ihr organisierten Hilfskonvoi in Syrien reagiert. Sollte sich der Angriff vorsätzlich gegen die Helfer gerichtet haben, "dann läuft dies auf ein Kriegsverbrechen hinaus", sagte der Chef der UN-Hilfseinsätze, Stephen O`Brien, am Montag in New York. Der UN-Sondergesandte für Syrien, Staffan de Mistura, brachte seine "enorme Empörung" über den Vorfall zum Ausdruck.
"Schwerer Schlag" für Friedensbemühungen
Die UN-Vertreter betonten, dass der Konvoi der Lkws mit Hilfsgütern für die Region Aleppo in intensiven Verhandlungen mit den dortigen Kriegsparteien vorbereitet worden und klar als humanitärer Transport gekennzeichnet gewesen sei. Es gebe "keine Erklärung und keine Entschuldigung, keinen Grund und keine Rechtfertigung dafür, Krieg gegen tapfere und selbstlose humanitäre Helfer zu führen", sagte O`Brien. Er forderte eine Untersuchung.
Die USA richteten derweil Vorwürfe an Moskau und Damaskus. Als Verantwortliche für den Angriff auf den Konvoi kämen nur die Luftwaffe der syrischen Regierung oder deren Verbündeter Russland in Frage, sagten hochrangige Vertreter des US-Außenministeriums. "Russland steht nun in der Pflicht, schnell und nachdrücklich zu demonstrieren, dass es sich dem Friedensprozess verpflichtet fühlt", sagte einer der US-Vertreter.
"Die Russen haben die Verantwortung, selbst solche Aktionen zu unterlassen, aber sie haben auch die Verantwortung, das Regime davon abzuhalten", sagte er weiter. Der Angriff auf den Konvoi sei ein "schwerer Schlag für unsere Bemühungen, Syrien Frieden zu bringen".
Lage "sehr chaotisch"
Die Beobachtungsstelle erklärte hingegen, bei den Angriffen in Orum al-Kubra seien insgesamt zwölf Mitarbeiter des Roten Halbmonds und Fahrer der Lastwagen getötet worden. Eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz erklärte, die Lage vor Ort sei "sehr chaotisch".
Insgesamt wurden bei Luftangriffen in der Provinz Aleppo am Montagabend nach Angaben der Aktivisten 32 Zivilisten getötet, darunter sechs Menschen in der Stadt Aleppo. Ein AFP-Reporter in Aleppo berichtete von ununterbrochenen Bombardierungen, Krankenwagen mit heulenden Sirenen rasten durch den östlichen Teil der umkämpften Stadt.
Das russische Militär, das die syrische Führung unterstützt, erklärte, die Aufständischen hätten einen Großangriff auf Stellungen außerhalb von Aleppo gestartet, die von der Regierung gehalten werden. Darauf hätten die Regierungstruppen mit "massiver Artillerie" reagiert.
Waffenruhe für "beendet" erklärt
Die syrische Armee hatte am Montagnachmittag die vor einer Woche in Kraft getretene Waffenruhe für beendet erklärt. Sie sei von den Aufständischen "in keinem einzigen Punkt eingehalten worden". Die Rebellen hätten die Feuerpause mehr als 300 Mal verletzt, hieß es. Die Waffenruhe hätte "eine reale Gelegenheit sein können, das Blutvergießen zu stoppen, aber die bewaffneten terroristischen Gruppen haben das Abkommen missachtet".
Schon vor der Erklärung der syrischen Armee sagte der russische General Sergej Rudskoj, die "einseitige Einhaltung" der Waffenruhe durch die syrischen Regierungstruppen habe "keinen Sinn" mehr.
US-Außenminister John Kerry erklärte, die Bedingungen für eine militärische Zusammenarbeit Washingtons und Moskaus gegen Dschihadisten seien noch immer nicht erfüllt. Die erhoffte Waffenruhe für die Bereitstellung humanitärer Hilfe sei nicht erreicht worden. Die USA und Russland hatten die Waffenruhe gemeinsam ausgehandelt.
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