Japans Notenbank will nun die Zinskurve steuern

  21 September 2016    Gelesen: 775
Japans Notenbank will nun die Zinskurve steuern
Japans Notenbank senkt den negativen Zinssatz nicht weiter und kauft auch nicht mehr Anleihen. Doch setzt die Zentralbank sich nun auch ein langfristiges Zinsziel, um die Kapitalmärkte zu kontrollieren. In Tokio stiegen die Aktienkurse.
Die Bank von Japan hat dem internationalen „Notenbankersprech“ eine neue Variante hinzugefügt. Am Mittwoch beschloss der geldpolitische Rat der Zentralbank, künftig eine „quantitative und qualitative monetäre Lockerung mit Kontrolle der Zinskurve“ zu verfolgen. Das ist das Ergebnis der grundlegenden Analyse der Geldpolitik, die in den vergangenen Wochen für heftige Spekulationen gesorgt hatte.

Die Bank hatte sich zu der fundamentalen Überprüfung entschlossen, nachdem es ihr in den vergangenen Jahren nicht gelungen war, die Inflationsrate auf 2 Prozent hinaufzudrücken und der stabile Aufschwung ausblieb.

Konkretes Inflationsziel gestrichen

Im Kern will die Bank die Geldbasis weiter durch Anleihekäufe ausdehnen, um so das Zinsniveau zu drücken und niedrig zu halten. Unternehmen und Verbraucher sollen so zu Investitionen und Kreditaufnahme ermuntert werden. Zugleich aber will die Zentralbank unter Leitung von Gouverneur Haruhiko Kuroda die Zinskurve vom kurzen bis zum langen Ende eng kontrollieren.

Der kurzfristige Zins soll vorerst bei minus 0,1 Prozent fixiert bleiben, wobei die Bank die Möglichkeit einer Absenkung sich offen hält. Zugleich will die Bank den langfristigen 10-Jahreszinssatz bei etwa null Prozent halten. Mit diesem neuen langfristigen Zinsziel überraschte die Bank die Marktteilnehmer.

Zugleich verzichtet die Notenbank auf die konkrete zeitliche Vorgabe, innerhalb zwei Jahren eine Inflationsrate von etwa 2 Prozent zu erlangen. Sie sichert nun zu, die expansive Geldpolitik so lange beizubehalten und die Geldbasis so lange auszweiten, bis eine stabile Inflationsrate von etwa 2 Prozent erreicht sei.

Ausdrücklich erlaubt die Notenbank sich dabei, dass die Inflationsrate den Zielwert auch überschreiten kann. Mit dieser verbalen Feinjustierung gibt die Notenbank den Märkten das Signal, dass die Geldpolitik eher länger als kürzer expansiv bleiben wird.

Mit der neuen Geldpolitik zielt die Bank darauf ab, der Kritik an ihrer Negativzinspolitik die Spitzen zu nehmen. Die Fixierung der Zinskurve, so sie gelingt, soll verhindern, dass sich kurz- und langfristige Zinssätze zu sehr annähern – die Zinskurve sich abflacht, wie es im Fachjargon heißt. Im Idealfall würde dieses Manöver den Druck auf die Erträge der Geschäftsbanken verringern und so den Spielraum für mehr Ausleihungen an Unternehmen und Verbraucher vergrößern.

An der Börse in Tokio stiegen nach der geldpolitischen Entscheidung die Aktienkurse von Großbanken, auch weil die Zentralbank vorerst auf eine weitere Absenkung des Negativzinses verzichtete. Die Aktienindizes legten zu. Der Yen gab gegenüber dem Dollar um einen Yen auf 102,577 Yen nach.


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