Ab diesem Freitag muss sich der Fahrer des Wagens, Vlatko V., vor der Staatsschutzkammer am Landgericht München I verantworten. Die Anklage wirft dem in Montenegro geborenen Mann die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat vor. Außerdem muss sich der Saisonarbeiter wegen Sprengstoff- und Waffendelikten verantworten. Wie das Navigationsgerät zeigte, war der 51-Jährige auf dem Weg nach Paris. Am 13. November kam es dort zu den Anschlägen der Terrororganisation Islamischer Staat. 130 Menschen starben, 352 wurden verletzt.
Trotz der belastenden Funde gibt sich Vlatko V. nach seiner Festnahme ahnungslos. Von den Waffen in seinem Auto will er nichts gewusst haben. Angeblich sollte er den VW für einige Hundert Euro nach Paris überführen. Auf einem Zettel, der sich bei ihm fand, stand eine französische Telefonnummer, kurz nach seiner Festnahme wurde er von dieser angerufen. In Paris, so erklärte er den Polizisten, wollte er sich dann den Eiffelturm anschauen.
"Ein großer Kummer hat ihn dazu getrieben"
Die Staatsanwaltschaft nimmt ihm dies nicht ab. Sie geht davon aus, dass er für den Transport 2000 Euro bekommen sollte. "Durch die Tat wollte er sich eine nicht nur vorübergehende Einnahmequelle von einigem Umfang verschaffen", heißt es in der Anklageschrift. Laut MDR war Vlatko V. hoch verschuldet und brauchte dringend Geld. Hinweise auf einen islamistischen Hintergrund fanden sich in der Wohnung des orthodoxen Mannes nicht. "Irgendein großer Kummer hat ihn dazu getrieben", sagte ein Bekannter in seinem Heimatdorf kurz nach seiner Festnahme dem Sender. "Er ist der Letzte in diesem Dorf, von dem man denken würde, dass er so etwas macht."
Auch andere Nachbarn erzählen gegenüber Medien, dass er ein netter Kerl gewesen sei. Ab und zu habe er mal ein paar Cent verwettet und in der Saison in den Weinbergen gejobbt. Sein Bruder Zeljko sagte dem "Spiegel" im vergangenen November: "Er muss übers Ohr gehauen sein. Ich bin sicher, dass er nicht wusste, was er dabei hat."
Laut der Staatsanwaltschaft soll Vlatko V. allerdings genau gewusst haben, was er transportierte. Das im Leihauto entdeckte TNT eignete sich ihr zufolge für Selbstmordanschläge, V. musste davon ausgehen, dass mit den Waffen ein terroristischer Anschlag verübt werden würde. Erst im Januar 2015 war Paris durch das islamistisch motivierte Attentat auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" erschüttert worden.
Vor diesem Hintergrund ist sich die Anklage sicher: "Er wollte die Anschlagspläne fördern und zur Verwirklichung von damit ausgeführten Gewalttaten in Frankreich beitragen." Die Straftaten seien dazu geeignet, "die innere Sicherheit der französischen Republik schwerwiegend zu stören".
Diesen Verdacht hatte bereits Bayerns Innenminister Joachim Herrmann kurz nach den Pariser Anschlägen geäußert: Wenn jemand Handgranaten und Sprengstoff transportierte, liege der Verdacht nahe, "dass es sich um terroristische Absichten handelt, beziehungsweise jemand den Terroristen Waffen liefert".
Ob dies tatsächlich so war, werden nun die Richter in München feststellen müssen. Für den Fall hat das Gericht drei Verhandlungstage veranschlagt, das Urteil soll am 30. September gesprochen werden. Im Falle einer Verurteilung drohen Vlatko V. bis zu zehn Jahre Haft.
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