Seit Beginn der neuen Offensive der syrischen Armee in der vergangenen Woche wurden der Beobachtungsstelle zufolge mindestens 128 Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Unter ihnen seien 20 Kinder und neun Frauen. In ländlichen Gebieten in der Provinz Aleppo wurden demnach 36 Zivilisten getötet und rund 400 weitere verletzt. Die Versorgung der noch in Aleppo ausharrenden Menschen wird derweil immer schwieriger. Lebensmittel und medizinische Ausrüstung werden zusehends knapper.
Mangel führt vermehrt zu Amputationen
Die rund 250.000 Einwohner in den Rebellenvierteln erhalten praktisch seit zwei Monaten keine Hilfe mehr von außen, seit Samstag haben sie nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef wegen der Angriffe kein frisches Wasser mehr. Unicef warnte, schätzungsweise 100.000 Kinder seien in akuter Gefahr. "Die Intensität und die Rücksichtslosigkeit sind vergleichbar mit den Gräueltaten, die im Zweiten Weltkrieg verübt wurden", sagte der Sprecher von Unicef-Deutschland, Rudi Tarneden, dem NDR.
In den Krankenhäusern steige der Druck wegen der zahlreichen Verletzten, aufgrund des Mangels an Blutreserven und weil es an Chirurgen fehle, die auf Bluttransfusionen spezialisiert seien. "Deshalb werden bei den am schwersten Verletzten sofort Amputationen vorgenommen." Derweil erreichten Hilfskonvois der Vereinten Nationen mehrere belagerte Städte. Die Lastwagen mit Hilfsmitteln trafen in Madaja, Sabadani, Fua und Kefraja ein, wie Unicef mitteilte. Es war das erste Mal seit April, dass die insgesamt 60.000 Menschen in diesen Städten Hilfe von außen erhielten, wie es weiter hieß.
Regierung drängt Kreml zum Handeln
Bei einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats zu den verheerenden Luftangriffen auf Aleppo hatten die USA Russland am Sonntag vorgeworfen, ein "mörderisches Regime" in Syrien zu unterstützen. Auch die Bundesregierung drängte Russland, den heftigen Angriffen der syrischen Regierung auf die Zivilbevölkerung ein Ende zu machen. "Wir erwarten von russischer Seite mit Blick auf eine Einstellung der Kampfhandlungen endlich Bewegung", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert.
Russland sei angesichts seiner substanziellen militärischen Unterstützung für die syrische Regierung in der Verantwortung: "Ohne Russlands Unterstützung wäre dieses Regime nicht in der Lage, seinen menschenverachtenden Krieg gegen die eigene Zivilbevölkerung in dem Maß fortzusetzen." Das "barbarische Vorgehen" des Assad-Regimes sei eine eklatante Verletzung des Völkerrechts und werde von den Vereinten Nationen als Kriegsverbrechen gewertet.
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