Wer hat sich im direkten Schlagabtausch und vor einem großen Fernsehpublikum bewährt, wer die Contenance bewahrt, wer schlagfertig reagiert, ohne pampig, beleidigend oder gar ausfällig zu werden? Und wen können sich die amerikanischen Wähler, die sich noch festgelegt haben oder die erst jetzt in den Wahlkampf „einsteigen“, am ehesten im Weißen Haus vorstellen? Den rauflustigen Anführer des populistischen Aufstands, Donald Trump, der für die Republikaner antritt, oder die ungeliebte, wenig vertrauenswürdige Politikveteranin der Demokraten, Hillary Clinton?
Nach der Vorstellung in der Nacht zum Dienstag war es die ehemalige Senatorin und frühere Außenministerin, die den besseren Eindruck machte, die sich beherrscht und doch resolut gab. Sie erbrachte den Nachweis, dass Erfahrung und Kenntnisreichtum trotz aller Verleumdungen doch nicht die schlechtesten Voraussetzungen sein müssen für das wichtigste Amt im Staate Amerika. Während Trump mit ständig erhobenem Zeigefinger einem Neoisolationismus dem Wort redete und seine Taten als Unternehmer pries, wirkte Clinton durchaus präsidentiell.
Protektionistischrn Furor
Trump hatte seine Stärken, als er seinen protektionistischen Furor auslebte, womit er auf die weißen Wähler in den hart umkämpften alten Industriestaaten zielte. Für deren Lage, für die Abwanderung von ganzen Industriebranchen nach Mexiko und nach China gab er den Politikern die Schuld – Politikern wie Hillary Clinton, die dreißig Jahr Zeit gehabt hätten, das Leben der amerikanischen Arbeitnehmer zu verbessern, aber nichts taten.
Aber nach dem „Amerika-ist-am-Ende“-Intro übernahm die Angegriffene die Kontrolle, während sich Trump in seinen Steuererklärungen verhedderte, in seiner Haltung zum Irakkrieg und zu Barack Obamas Geburtsort. Er schluckte die Köder, die Clinton ihm hinhielt, immer wieder. Deren Angriffsflächen blieben weithin unbeackert.
Vor der Debatte in New York hatte der Wahlkampfwind Trumps Segel gebläht. Nach diesem Zusammentreffen dürfte die Clinton-Kampagne wieder Fahrt aufnehmen. Bis ins Weiße Haus? Die Verbündeten und Partner der Vereinigten Staaten in der Welt würden sich gewiss nicht beschweren, wenn es so käme. Am Ende sagten beide, also auch Trump, einen Satz, der im aufgewühlten Amerika des Jahres 2016 nicht mehr so selbstverständlich ist, wie er eigentlich sein sollte: Sie und er würden jeden Wahlausgang akzeptieren.
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