„Heute morgen ist die Entscheidung nach längeren Beratungen gereift, dass es absolut nicht mehr geht. Ich habe dann die Bezirksregierung um Beurlaubung gebeten, sie hat nicht einmal zwei Stunden später zugestimmt. Vorerst bis zu den Sommerferien 2017 bin ich nun beurlaubt“, sagte die syrischstämmige Islamwissenschaftlerin der „Welt“.
Seitdem vor zwei Wochen ihr Buch “Die Zerreißprobe. Wie die Angst vor dem Fremden unsere Demokratie bedroht“, erschien, habe sie Morddrohungen und beleidigende Briefe erhalten, sie sei in Gesprächen mit den Sicherheitsbehörden.
„Wichtige Politiker versuchen, auf Deutschomane zuzugehen“
„In hunderten Hasszuschriften wurde kritisiert, dass ich in meinem Buch schreibe, dass auch die alteingesessenen Deutschen eine Bringschuld haben, wenn es um die Integration geht, nämlich Integrationswillige auf Augenhöhe zu respektieren“, sagt Kaddor. Das zweitgrößte Ärgernis für Ihre Gegner sei wohl die im Buch erhobene „Forderung, dass Alteingesessene und vor allem die Nachkommen von Migranten zusammen eine neue gemeinsame deutsche Identität entwickeln sollten, die zu einem Einwanderungsland und einer Demokratie passt“, erklärt Kaddor im Gespräch mit der „Welt“.
Das gesellschaftliche Klima mache ihr mittlerweile Angst. „Wichtige Politiker versuchen, auf Deutschomanen zuzugehen, auf Hater, auf sogenannte besorgte Bürger, die nur Gift versprühen wollen. Das bringt nichts. Ich empfehle solche Radikalen auszugrenzen, wer sagt, Migranten könnten nie echte Deutsche werden, der hat kein Gespräch verdient.“
„Nur noch unsachliche, verleumderische Kritik“
Das Thema ihres Buches müsse „die Rechten derart getroffen haben, dass sie nur noch zu unsachlicher, verleumderischer Kritik“ griffen, „womit sie bestätigen, was ich geschrieben habe“.
In den vergangenen Wochen wurde sie nicht nur wegen ihrer Positionen zum Umgang mit Einwanderung heftig kritisiert, sondern auch persönlich, unter anderem weil fünf ihrer früheren Schüler aus Dinslaken in den syrischen Bürgerkrieg ausreisten.
Die 38-Jährige kritisierte auch „sogenannte Intellektuelle“ die als „geistige Brandstifter“, den Hass schürten, „den andere dann ausleben und der sich täglich in Beschimpfungen und eben in Morddrohungen gegen mich und andere entlädt“, sagte Kaddor, die neben ihrer universitären Tätigkeit islamischen Religionsunterricht erteilte.
Sie mischt sich regelmäßig in die Debatten um Einwanderung und Islam ein und gehört zu den Sprecherinnen für das muslimische „Forum am Freitag“ des ZDF. Für ihre Aktivitäten erhielt sie 2011 von der Bundesregierung die Integrationsmedaille.
Quelle : welt.de
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