Der stetig wachsende Uferstreifen gleicht streckenweise einer apokalyptischen Landschaft. „Meine Horrorvorstellung ist, dass ein Sinkloch eines Tages einen vollbesetzten Reisebus verschluckt“, sagt Eli Raz. Seit dem Anfang der neunziger Jahre brachen am israelischen Westufer des Toten Meers mehr als 4000 solcher Krater auf. Bis zu 25 Meter tief können sie sein und einen Durchmesser von 30 Metern haben. An manchen Stellen erinnert das Ufer an ein Flächenbombardement im Zweiten Weltkrieg. Ein Krater klafft neben dem anderen. Mehr als hundert Sinklöcher entdeckte Eli Raz allein in dem „Hochrisiko-Streifen“ unterhalb des Kibbuz, durch den auch ein Teil der Hauptstraße verläuft. Er und andere Fachleute alarmierten die Regierung, weil sich auf Satelliten- und Infrarotaufnahmen neue Einbrüche abzeichneten. Aber die Politiker reagierten erst, als es fast zu spät war. Am Jahresbeginn gab dann der Asphalt der Landstraße 90 tatsächlich nach: Über Nacht wurde das fast zwei Kilometer lange Teilstück der wichtigsten Verbindung von Eilat nach Jerusalem und ins Jordantal geschlossen - möglicherweise für immer. Unter der Fahrbahn entdeckten Ingenieure die Hohlräume, vor denen Eli Raz gewarnt hatte.
Foto
Tags: