Das Tote Meer stirbt - FOTO

  19 September 2015    Gelesen: 1169
Das Tote Meer stirbt -  FOTO
Seit der Pegel des Toten Meers sinkt, haben sich am Ufer Tausende Sinklöcher aufgetan. An manchen Stellen erinnert die Landschaft an ein Flächenbombardement. Verursacht ist all das von Menschenhand.
Eli Raz achtet auf jeden seiner Schritte. Besonders wenn der ausgedörrte Boden unter seinen Wandersandalen auf einmal nachgibt. Schon einmal hat die Erde den israelischen Geologen um ein Haar verschlungen. Ein Sinkloch tat sich zu seinen Füßen auf, er stürzte in die Tiefe. Es dauerte einen halben Tag, bis seine Retter ihn fanden und unverletzt bargen. Doch der 75 Jahre alte Israeli, der in der sengenden Hitze am liebsten kurze Hosen und ein altes T-Shirt trägt, hat weniger Angst um sich selbst. „Ich mache mir seit Jahrzehnten große Sorgen um das Tote Meer“, sagt Eli Raz, und es klingt, als spreche er von einem vertrauten Menschen: Von den schattigen Gärten seines Kibbuz aus kann er beobachten, wie der Salzsee immer kleiner wird. Um mehr als 40 Meter ist das Wasser schon zurückgegangen, seit er sich mit seiner Familie im Jahr 1973 in Ein Gedi niedergelassen hat - jedes Jahr um gut einen Meter. Die Folgen sind verheerend.

Der stetig wachsende Uferstreifen gleicht streckenweise einer apokalyptischen Landschaft. „Meine Horrorvorstellung ist, dass ein Sinkloch eines Tages einen vollbesetzten Reisebus verschluckt“, sagt Eli Raz. Seit dem Anfang der neunziger Jahre brachen am israelischen Westufer des Toten Meers mehr als 4000 solcher Krater auf. Bis zu 25 Meter tief können sie sein und einen Durchmesser von 30 Metern haben. An manchen Stellen erinnert das Ufer an ein Flächenbombardement im Zweiten Weltkrieg. Ein Krater klafft neben dem anderen. Mehr als hundert Sinklöcher entdeckte Eli Raz allein in dem „Hochrisiko-Streifen“ unterhalb des Kibbuz, durch den auch ein Teil der Hauptstraße verläuft. Er und andere Fachleute alarmierten die Regierung, weil sich auf Satelliten- und Infrarotaufnahmen neue Einbrüche abzeichneten. Aber die Politiker reagierten erst, als es fast zu spät war. Am Jahresbeginn gab dann der Asphalt der Landstraße 90 tatsächlich nach: Über Nacht wurde das fast zwei Kilometer lange Teilstück der wichtigsten Verbindung von Eilat nach Jerusalem und ins Jordantal geschlossen - möglicherweise für immer. Unter der Fahrbahn entdeckten Ingenieure die Hohlräume, vor denen Eli Raz gewarnt hatte.

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