Bundeswehr bekommt “Super Hercules“

  05 Oktober 2016    Gelesen: 785
Bundeswehr bekommt “Super Hercules“
Engpässe bei den Transportkapazitäten zwingen die Bundeswehr zum Nachrüsten. Weil die Einführung der A400M weit hinter dem Zeitplan hinterherhinkt, bestellt die Luftwaffe Spezialmaschinen bei einem Airbus-Rivalen aus den USA.
Die Probleme bei der Truppeneinführung des neuen europäischen Militärtransporters Airbus A400M drohen offenbar die Schlagkraft europäischer Streitkräfte zu gefährden. Um kurzfristig Abhilfe zu schaffen, soll die Bundeswehr künftig vier bis sechs weitere Transportmaschinen aus den USA beziehen - zusätzlich zu den 53 bereits fest bestellten A400M von Airbus. Was die Beschaffung der Maschinen kostet, ist noch unklar.

Die neuen Transportflieger vom Typ C-130J "Super Hercules" sollen beim US-Hersteller Lockheed Martin beschafft werden und beispielsweise für Evakuierungen aus Kriegsgebieten bereitstehen, heißt es. Das Verteidigungsministerium sei der Ansicht, dass die vom europäischen Luftfahrtkonzern Airbus hergestellten A400M für solche Einsätze nicht geeignet seien. Einsetzbar sind die Ersatzmaschinen aus den USA allerdings auch erst in einigen Jahren: Ab 2021 sollen die nun georderten Flugzeuge bereitstehen.

Uralt-Modell übernimmt A400M-Aufgaben

Bei der C-130J "Super Hercules" handelt es sich um einen bewährten und kampferprobten Flugzeugtyp für den taktischen Lufttransport, der bei zahlreichen Streitkräften in aller Welt Verwendung findet. Bei den US-Streitkräften als Hauptabnehmer der "Hercules", ist das viermotorige Propellerflugzeug in verschiedenen Versionen bereits seit gut 60 Jahren im Einsatz - und die Maschinen werden - anders als die Transall - weiter produziert. Zahlreiche "Hercules" gingen zudem in den Export. Branchenkenner sprechen vom meist gebauten militärischen Transportflugzeug der Luftfahrtgeschichte.

Für Airbus ist die Bestellung in den USA ein peinlicher Rückschlag: Mit dem Auftrag an den US-Rüstungskonzern Lockheed Martin bekommt ein wichtiger Konkurrent des europäischen Flugzeugbauers die Möglichkeit, die Fähigkeiten seiner vielseitig einsetzbaren Maschinen in Europa vorzuführen. Ursprünglich sollte die A400M als Mehrzwecktransporter alle von Militärs und Politik geforderten Fähigkeiten abdecken - vom taktischen Tiefflug über Starts und Landungen auf unbefestigten Pisten bis hin zum strategischen Lufttransport. Einen kleinen Ausschnitt davon soll künftig das nachträglich bestellte US-Modell übernehmen.

Gemeinsame Transportbasis in Frankreich

Stationiert werden sollen die Maschinen in Frankreich. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen unterzeichnete in Paris mit ihrem französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian eine Vereinbarung, nach der die deutschen C-130J in Frankreich zusammen mit französischen Flugzeugen desselben Typs gewartet und betrieben werden sollen.

Die gemeinsame Stationierung in Frankreich zielt in erster Linie darauf ab, die Kosten für Betrieb, Wartung und Ausbildung der Techniker in Grenzen zu halten. Die französische Luftwaffe verfügt bereits über 14 C-130 "Hercules" und hat vier weitere bestellt. Damit stehen dort bereits erfahrene Kräfte bereit.

Darüber hinaus versteht sich die deutsch-französische Kooperation im taktischen Lufttransport auch als politisches Signal: Verteidigungsminister Le Drian und seine Amtskollegin von der Leyen setzen sich für eine verstärkte militärische Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften der EU-Staaten ein. Dazu haben sie erst kürzlich ein Konzept vorgelegt, das unter anderem ein Hauptquartier für EU-Einsätze in Brüssel vorsieht.

Ersatz für die Transall

Daneben ist das französische Militär mit Blick auf den A400M von den gleichen Problemen betroffen wie die Bundeswehr: Auch die Franzosen wollten künftig eigentlich komplett auf die A400M umsteigen. Von 50 georderten Exemplaren sind bislang lediglich zehn an das französische Militär ausgeliefert - mit ähnlichen Einschränkungen bei der Einsatzfähigkeiten wie in Deutschland.

Dort bringen die Verzögerungen bei der A400-Einführung die Planungen gründlich durcheinander. Bisherigen Vorstellungen zufolge muss die Bundeswehr bis zum Jahr 2021 alle der jetzt schon bis zu 49 Jahre alten Transportflugzeuge vom Typ "Transall" ausmustern. Ersetzt werden sollten sie eigentlich komplett durch die A400M. Bei den deutlich größeren und moderneren Maschinen kam es in den letzten Jahren aber immer wieder zu Pannen und Verspätungen.

Bisher hat die Luftwaffe nur fünf von 53 bestellten A400M von Airbus erhalten. Die seit 60 Jahren von Lockheed Martin produzierte und von sehr vielen Streitkräften weltweit genutzte C-130 ist kleiner, leichter und wendiger als die A400M und gilt als geeigneter für Landungen auf unbefestigten Pisten. Damit gilt sie als der ideale Lufttransport für kurzfristig erforderliche Spezialeinsätze in Krisenregionen.

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