Die Wut der New Yorker Cops auf Quentin Tarantino

  29 Oktober 2015    Gelesen: 605
Die Wut der New Yorker Cops auf Quentin Tarantino
Regisseur Quentin Tarantino macht sich bei der New Yorker Polizei unbeliebt: Auf einer Demonstration gegen Polizeigewalt prangerte er "Morde" durch Polizisten an. Die Reaktion: ein Boykottaufruf.
"Ich bin ein Mensch mit einem Gewissen. Und wenn man glaubt, dass Mord stattfindet, dann muss man sich erheben und dagegenstehen. Ich bin hier, um zu sagen, dass ich auf der Seite der Ermordeten stehe", erklärte Quentin Tarantino am vergangenen Samstag bei einer Rede vor Hunderten Demonstranten. Der Starregisseur ("Pulp Fiction", "Inglourious Bastards") war extra aus Kalifornien nach New York geflogen, um an einem Protest gegen Polizeigewalt teilzunehmen.

Der 52 Jahre alte Filmemacher lief am Samstag gemeinsam mit Hunderten weiteren Demonstranten durch den Stadtteil Greenwich Village. Dabei hielt er Schilder mit Namen von Menschen, die von Polizisten erschossen wurden, in die Höhe. Fälle, in denen US-Polizisten Verdächtige mutmaßlich unnötig erschossen, sorgten in der Vergangenheit immer wieder für Aufsehen. Da viele der Opfer schwarz waren, ist die Debatte um Polizeigewalt auch eine Rassismusdebatte.

"Keine Überraschung, dass Tarantino ein Polizisten-Hasser ist"

Die Demonstration gegen Polizeigewalt fand zu einem heiklen Zeitpunkt statt: Nur wenige Tage zuvor wurde der New Yorker Polizist Randolph Holder erschossen. Ein Fahrraddieb, den der Polizist verfolgte, eröffnete das Feuer auf den Beamten. Dass die Demonstration gegen Polizeigewalt, an der auch viele Angehörige von Opfern teilnahmen, ausgerechnet kurz nach dem Tode Holders stattfand, konnte der New Yorker Polizei wohl kaum gefallen.

Der Präsident der Polizeigewerkschaft Patrolmen`s Benevolent Association, Patrick Lynch, griff Quentin Tarantino nun in einer Pressemitteilung scharf an. "Es ist keine Überraschung, dass jemand, der sein Geld mit der Glorifizierung von Verbrechen und Gewalt verdient, auch ein Polizistenhasser ist", ist auf der Website der Gewerkschaft zu lesen.

"Die Polizeibeamten, die Quentin Tarantino `Mörder` nennt, leben nicht in einer seiner verkommenen Leinwand-Fantasien. Sie riskieren – und opfern manchmal – ihr Leben, um die Gemeinschaft vor echten Verbrechen und Chaos zu beschützen", heißt es weiter in Lynchs Statement. Es endet mit einem Aufruf zum Boykott von Tarantinos Filmen. Die Einwohner New Yorks müssten eine Botschaft an diesen "Lieferanten der Verkommenheit" senden.

Commissioner Bill Bratton, wichtigster Polizist der Stadt New York, teilte in einem Radiointerview gegen Tarantino aus. "Er sollte sich schämen. Gerade zu einer Zeit, in der wir um einen ermordeten Polizisten trauern", sagt Bratton am Montag. "Die Verachtung, die ich für ihn und seine Aussagen empfinde, ist eigentlich nicht in Worte zu fassen."
Oscarpreisträger Tarantino hat sich bisher noch nicht zum Boykottaufruf und den Aussagen der Polizisten geäußert.

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